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war, daß der Lichtschein den Fremden traf, der noch weiter links neben einem dreiteiligen Frisiertisch stand.

Der Mann sprach. Ich erhaschte nur einzelne Worte.

Eine gewisse junge Dame, deren Namen hier zu nennen zu viel Ehre für sie wäre, kann darüber Auskunft geben, weshalb Olaf Karl Abelsen niemals mehr irgend welche Gefühlsdummheiten begehen wird, zu denen ich auch meine damalige Rettung des Schnellzuges Malmö-Stockholm rechne. Die Menschen sind es nicht wert, sich irgendwie für sie aufzuopfern, und Weiber erst recht nicht.

Hier lagen die Dinge anders. Hier gedachte ich nicht den Lohengrin zu spielen, der Elsa von Brabant von einem Feinde befreit. Hier handelte es sich um mich selbst, und ich selbst war’s mir schuldig, dieser Szene da drinnen schleunigst ein Ende zu machen.

Die Stimme des blonden Kindes dort im Bett hatte eben nochmals beteuert, daß sie dem Erpresser beim heiligen Gott nichts … nichts mehr aushändigen könne, als ich den jämmerlichen Wicht schon beim Genick hatte …

Vom Bett her ein leiser Schrei …

Der Kerl flog über die Balkonbrüstung unten in eine Taxushecke, rappelte sich auf, suchte seinen Hut und rannte die Allee entlang.

Ich kehrte in das Schlafzimmer zurück. Das junge Mädchen starrte mich an und meinte weinerlich: „Ist er fort …? Sie sind wohl ein Kriminalbeamter, mein Herr?“

„Ja … Und Sie, Fräulein?“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)