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Du hast dich dazu nicht geäußert … Rede, Jörnsen!“

Er betrachtete still seine entstellten Hände.

„Schließlich ließen sie von mir ab, als sie merkten, daß bei mir auf diese Weise nichts auszurichten war …“ fuhr er in seiner Schilderung fort. Für meine Bitten blieb er taub. „Hunger und Durst sollten mich gefügig machen. Außerdem hatten sie auch die Seekarte gefunden, in die ich den Weg mit roten Punkten eingezeichnet hatte.“

„Den Weg – wohin!“ Die nervöse Spannung wurde mir unerträglich. Meine Stimme war heiser und fremd.

„Den Weg, der hier im Adelaide-Archipel endete, ganz im Süden, wo bereits die Magelhaens-Straße beginnt, die der kühne Portugiese vor Hunderten von Jahren als erster mit primitiven Schiffen zu befahren wagte … Aber diese goldverblendeten Narren ahnten nicht, daß meine rot punktierte Linie nicht ganz bis zum Ziele lief. – So vergingen die drei Tage, Abelsen. Und dann kamst du uns befreien. Wir danken dir. Es wird dir nicht vergessen werden. Jetzt schöpfe mir einen Eimer Seewasser. Ich werde zwei Stunden die Hände hineinhalten.“

Ich blieb sitzen. „Jörnsen, heute will ich nicht drohen …“ Meine Stimme zitterte. „Jörnsen, heute bitte ich: Was ist’s mit Gerda?! Wisse denn: sie war mir einst der Trost meiner Kindheitstage, heute – – liebe ich sie!“

Die klaren, jungen Augen des Mannes, der so erbarmungslos zu schweigen verstand, ruhten mit besonderem Ausdruck auf meinem zuckenden Gesicht …

„Du liebst sie?! Noch?!“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/121&oldid=- (Version vom 31.7.2018)