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unter Wind … Droben in den Zacken pfeifen die Orgeln … Aber die Töne verwehen. Gnade Gott dem Schiffe, das jetzt im Magelhaens ist. Stürme bei Sonnenschein sind am schlimmsten. Es stirbt sich schlecht, wenn die Sonne heuchlerisch lacht … Vor fünf Tagen beruhigt sich die See nicht. Wir haben also Zeit. Das Kunststück, jetzt die Santa Ines-Insel drüben zu erreichen, bringt selbst ein transtinkender Feuerländer nicht fertig. Unser Mann wird warten müssen, und wir werden als erste an Ort und Stelle sein …“

„Unser Mann?“ – Meine Augen forschten in seinem gegerbten Gesicht.

„Ja – er, der Feind, dein Feind, unser Feind … – Komm’, holen wir Boche Boche an Deck in die Sonne … Bring’ eine Matratze nach oben und Decken … Er ist aufgewacht …“

Boche Boches Hand lag in meinen umwickelten Fingern. Ich beugte mich über ihn. Mir schnürte die Rührung die Kehle zu …

„Gott sei Dank, – du lebst …“

Seine matten Augen winkten. In ihrem Blick war etwas, das mich verwirrte.

„Vielleicht … besser … tot …“ – jedes Wort quälte er über die verschwollene Zunge.

„Unsinn!!“ Ich zwang mich zur Munterkeit. „Oben an Deck werden dir andere Gedanken aufgehen … Die Sonne ist eine Zauberin …“

„Faß’ an!“ mahnte Jörnsen hinter mir.

Wir trugen ihn nach oben. Und nun lag er da und schaute zu den Felswänden empor, in deren tiefen Kluften die fröhlichen Möven hausten und unser Deck mit weißen Klecksen beehrten.

Jörnsen ging in die Heckkajüte, und ich setzte mich neben den Kameraden auf einen Klappstuhl,

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/137&oldid=- (Version vom 31.7.2018)