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rauchte und hatte Falten auf der Stirn. Soeben hatte der Kapitän mich beiseite genommen. „Abelsen, eine Bitte … Du wirst Boche Boche nichts von deiner Jugendfreundin Gerda Arnstör erzählen – nichts! Erzähle, gewiß … Es wird ihn ablenken. Aber – du bist allein in dem Versteck gewesen, verstanden! Hast es zufällig gefunden. Rege ihn nicht auf. Die Gefahr, daß das Wundfieber ihn packt, ist noch nicht vorüber.“

Und nun saß ich neben Boche Boche, dem einzigen Freunde, und wußte mit aller Bestimmtheit, daß er Gerda kannte … Vermutet hatte ich’s ja schon. Sein Ohnmachtsanfall, seine Andeutungen nachher, sein Kampf mit seinem toten Gedächtnis. Er kannte Gerda. Vielleicht besser als ich. Und ihre zweifelhafte Rolle hier in diesem Rätseldrama sollte, so wünschte Jörnsen es, geheim bleiben: Nicht aufregen!

Ich erzählte … Und Gerda blieb ausgeschaltet. Ganz allein hatte ich drei Tage Haft in der Kammer durchlebt. Ich berichtete halb scherzend von dem Kielraum und der Flasche Lysol. Ich machte Witze – ohne Erfolg. Boche Boche starrte in den blauen Himmel. Ich schilderte Samuel und Manuel … Boche Boche verzog keine Miene. Nur als ich dann von dem Ende meiner Haft berichtete, da schaute er mich an … Ich berichtete in knappen Worten von dem Leichenschiff: Zyankali!

Er bewegte die Lippen … „Wie … konnte der Weiße … entrinnen …?“ Und lauter: „Ich … glaube … nicht, daß er … den … Kaffee … vergiftet … hat – – nein!“

„Wer sonst?! Ich bitte dich …!“

„Nur … ein Dummkopf … hätte … den Kutter … aufgegeben …! – Olaf, bedenke …

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/138&oldid=- (Version vom 31.7.2018)