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zurück in die gräßlichen Arme des rasenden Fiebers, erwachte von neuem, trank das in kleine Löcher auf der Innenseite des Persennings angesammelte Regenwasser, kühlte die Wunde, wurde von neuem hinabgezerrt in das unheimliche Reich der Fieberphantasien. Bis das Fieber von selbst nachließ und die Erschöpfung des nahenden Endes sich immer mehr steigerte. Da fand ich ihn. Stunden später wäre es … zu spät gewesen! –

Boche Boche war am dritten Morgen bereits munter, als ich noch schlaftrunken und gähnend dem Plätschern eisiger Regengüsse lauschte. In der Back war es kalt – bitter kalt. Der Kamerad kniete vor dem eisernen Ofen, und das Prasseln des trockenen Holzes übertönte fast das andere, gleichmäßige Geräusch: der Motor arbeitete, der Kutter war in Fahrt!

„Morgen, Olaf …!“ – Vom Ofen her, die Stimme war klar und laut … Aber schon gestern, als es ihm so wesentlich besser ging, hatte ich’s gemerkt: Es war etwas Fremdes an ihm und besonders in seinem Blick. Auch jetzt. Es fehlte die Herzlichkeit. Diese grauen Augen, in deren Tiefen stets das melancholische Dunkel nimmer erlöschender Seelenpein schimmerte, waren verschlossen, forschend und kalt.

„Morgen, Kamerad …!“ Ich mußte Zwanglosigkeit heucheln … „Ein Leichtsinn von dir! Mute dir nicht zu viel zu …!“

Ich kleidete mich schnell an. Boche Boche hatte derweil den Ofen gründlich gefüttert und sich dann auf einen Schemel gesetzt. Aber nichts mehr gesprochen. Die Stille wurde peinlich.

„Wir sind also schon wieder unterwegs,“ begann ich von neuem.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/141&oldid=- (Version vom 31.7.2018)