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Zigarren und Zündhölzer mit in die Koje genommen. Nach einer Weile will ich zu rauchen beginnen, damit der Schlaf mich nicht überrumpelt. Müde genug bin ich. Meine Hände schmerzen, meine Stirnwunde, erst halb vernarbt, Andenken an Punta Garras, meldet sich gleichfalls: Wetterumschlag!

Boche Boche schnarcht leise …

Totenstill ist’s auf dem Torstensen … Wie damals, als ich Gerdas Zettel fand – nachher die Toten …

Ich reibe ein Hölzchen unter der Decke an, und der Tabak wird zum treuen Gefährten peinvoller Stunden des Wartens. Wird etwas geschehen? Werden die Jörnsens den Kutter verlassen? Und wenn – wird es uns glücken, endlich dem großen Geheimnis auf die Spur zu kommen?

Ich sitze aufrecht, schütze die glimmende Zigarre mit der hohlen Hand, denn – man könnte wieder einmal spionieren – man, die Jörnsens.

Lausche …

Nervöses Ameisenlaufen in den Beinen … Schweißperlen auf der Stirn …

Wird etwas geschehen?!

Ich verliere jede Schätzung der entrinnenden Zeit …

Wie spät mag’s wohl sein? – Die glimmende Zigarre genügt für das Zifferblatt der Nickeluhr.

Halb eins erst … Und ich hätte auf drei Uhr morgens geschätzt …

Boche Boche wälzt sich im Schlafe hin und her, lallt einzelne Worte, stöhnt …

Einmal verstehe ich deutlich: Gerda!!

Gerda!!

Und wieder schleichen die Minuten …

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/150&oldid=- (Version vom 18.8.2016)