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Das sind so meine Gedanken über unsere Lage. Es sind nüchterne Gedanken, die sich den Umständen anpassen. –

Ich ziehe die Uhr aus der Hosentasche. Die drei Stunden sind um.

Überraschend schnell. – Soll ich Boche Boche wirklich wecken?! Er hat den Schlaf nötiger als ich.

Ein neuer Schluck aus der Kognakflasche. Nerven anpeitschen …

Ein paar große Mähnenrobben liegen jetzt drüben auf der Halbinsel. Ein Bulle mit drei Kühen, seinem Harem. Der feiste Herr wird zärtlich. Der Kutter stört ihn nicht.

So ganz ohne Vegetation sind diese Felsmassen doch nicht. In einer Schlucht drüben, aus der eine Quelle hervorrieselt, schimmert es gelb von Dornblüten und violett von Teppichen kleiner Orchideen. Ein paar verkrüppelte Bäume, antarktische Buchen, vervollständigen das freundliche Gemälde. Der Hintergrund der Schlucht ist mit spärlichem Heidegras bedeckt, und dieses selbe Gras nährt die Hunderttausende von Schafen auf den Farmen von Feuerland.

Mein Blick wandert weiter … Aber unser Mann, dessen Kugeln hier die einzige Gefahr sind, meldet sich nicht. Die große erhabene Einsamkeit des Endes in der Welt ist um mich her.

Schritte da … Boche Boche, gähnend, schimpfend …

„Elf ist’s, Olaf! Das nennt man falsche Rücksichtnahme! Willst du nachher versagen, wenn’s ums Ganze vielleicht geht?!“

Er hat nicht unrecht … – Ich sinke in meine Koje, bin im Augenblick eingeschlafen. Ich träume nicht … Ich bin nachher um zwei Uhr kaum

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/159&oldid=- (Version vom 31.7.2018)