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Grinsen, mit dem er mich begrüßt, noch unverschämter und zynischer seine Worte …

„Ah – der Zuchthäusler Abelsen …!! Grüß’ Gott, Landsmann Abelsen! Da haben wir drei uns ja fein zusammengefunden!“

Boche Boche sagt nur: „Binde ihm den rechten Arm los und dann seitwärts ganz straff an die Wanten. Nimm ein dünnes Drahtseil, Olaf. Das fängt nicht Feuer.“

Unser Mann hat bisher deutsch gegeifert, und in der Sprache meiner Mutter, die mir heilig, spielt sich hier an Deck das Unheilige ab.

Der Kamerad taucht in der Kombüse unter, deren kleiner Schornstein Qualmwolken speit. Der Herd scheint gut geheizt zu sein.

Ich hole das Drahtseil, und unser Mann, plötzlich verstummt und mit einem Gesichtsausdruck feigster Angst, beginnt in anderer Tonart zu winseln, als ich ihm den rechten Arm straff spanne. Vielleicht ist ihm infolge Boche Boches Bemerkung, daß ein Drahtseil nicht brennt, eine Ahnung von dem aufgegangen, was ihm bevorsteht.

„Herr Abelsen,“ sprudelt er überstürzt hervor, „ich kann Ihnen Millionen in den Schoß werfen. Beseitigen Sie diesen Verrückten, dem doch wahrlich nichts mehr am Leben liegen kann. Ich schwöre es Ihnen: Millionen!! Die Berge von Santa Ines enthalten eine Goldader, die frei zutage tritt, und …“

„Lump!!“ Ich drehe ihm den Rücken.

Boche Boche taucht im Kombüsenniedergang auf und hält die größte unserer Zangen in der Rechten, und diese Zange beißt in ein rotglühendes Stück Eisen, einen schweren Schraubenschlüssel, hinein.

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/161&oldid=- (Version vom 31.7.2018)