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„Ach so!“ sagte er mit kurzem Auflachen. „Mir geht ein Licht auf …! Also die Firma ist’s!! Die! Nun – ich danke Ihnen für diese Offenbarung, Herr Abelsen. Jetzt …“ – wieder das scheußliche Lachen – „jetzt mögen Sie mich meinetwegen bei lebendigem Leibe schmoren, – von mir erfahren Sie nichts mehr – gar nichts! – Wissen Sie, was Haß vermag?! Haß ist mehr als Hunger, Liebe … Haß ist das stärkste, das einen Menschen völlig umwandeln kann! Haß und Rache sind Geschwister! Versuchen Sie doch mal, aus mir auch nur eine Silbe noch herauszupressen! Sie wollen wissen, wo das Ehepaar Jörnsen ist … Sie wollen wissen, weshalb ich so eifrig hinter dem Kutter her war … Nichts werden Sie erfahren – nichts! Sie haben mir die Kraft gegeben zum Sterben! Denn – auch andere werden dann sterben. Und diese Gewißheit wird mir meine letzten Sekunden versüßen!“

„Abwarten …! Sie sind nicht aus demselben Holze geschnitzt wie Ihr Oheim. Dem haben Sie die Handflächen bis auf die Knochen verbrannt, und er schwieg trotzdem! Aber es gibt … empfindlichere Stellen des Körpers, Doktor Jörnsen! Abwarten!“ Und er schritt davon, in die Kombüse hinab, kehrte sofort mit einem anderen glühenden Eisen zurück …

„Olaf, reiße ihm die Kleider vom Leibe! Tu’s! Schnell!“

Erik Jörnsen hatte den Kopf nach unten gebeugt, hatte so mit dem Munde die hochgebauschte Ecke seines linken Jackenaufschlags erreichen können, hatte dort mit den Zähnen eine kurze Nadel mit dunkelblauem Glasknopf hervorgezogen und ebenso rasch im Munde verschwinden lassen.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/165&oldid=- (Version vom 31.7.2018)