Der Ölfleck schaukelt vor uns. Nun zerteilt unser Bug ihn … Da – ein neuer, kleinerer.
Der Kutter fährt langsamer. Diese Bucht hier ist etwa dreißig Meter breit, geschlängelt wie ein Gebirgsbach, der den Hindernissen ausweicht …
Wieder ein Ölfleck …
Öl – nur von einem Dampfer oder Motorschiff … Woher sonst?!
Weiter …
Krümmung an Krümmung … Rechts und links Granitmauern, in Spalten einzelne Dornbüsche, einzelne Grasflächen …
Weiter …
Noch eine scharfe Biegung, und keine zwanzig Meter vor uns das Ende der Bucht …
Kein Schiff … Nur wieder einzelne bläuliche Streifen, Öl … Öl …
Ende der Bucht …
Ein Berg, eine Steilwand … Aber mitten darin eine Wassergrotte, ein zackiges gewölbtes Riesentor … Mit bloßem Auge erkenne ich, daß diese Höhle sich unendlich tief in den Berg hineinerstreckt …
Boche Boche stoppt den Motor. Der Kutter läuft noch bis zum Höhleneingang, Verschwindet halb in der Dämmerung.
„Scheinwerfer!!“
Der Kamerad versteht …
Am Bugspriet leuchten zwei grelle Augen auf. Wir beide flüstern nur noch … Unsere Hände zittern … Meine Zigarre fliegt über Bord …
Um uns her schwimmen die Öllachen … Vielleicht schwimmen sie hier schon lange, lange Zeit. Aber sie sind da, und das muß seinen guten Grund haben …
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/175&oldid=- (Version vom 31.7.2018)