Seite:Das tote Hirn.pdf/182

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Er reicht Jörnsen die Hand … „Ich danke dir … Es ist immerhin etwas … Vielleicht bringt die heilende Zeit mir volles Licht über das Einst …“

Frau Helga erhebt sich. „Ich möchte an Deck. Ich ersticke hier …“

Und sie verläßt die Kajüte, zieht aber den Schlüssel aus der Tür und schreitet davon. Ob diese Szene hier ihr so nahe geht?! Ich hatte bisher nie gemerkt, daß sie übermäßig viel Gefühl besaß.

Dorner beachtet sie nicht, beschäftigt sich nur mit sich selbst … Sein Blick ist jetzt wie nach innen gerichtet, ist der eines Menschen, der nach innen lauscht, der aus der Seele feinsten Schwingungen mit Auge und Ohr die Melodie ferner Klänge entwirren will.

Ich lehne an dem schmalen Schrank neben dem Sofa, und das Herz ist mir schwer. Sollte das Schicksal wirklich so unendlich grausam sein und dem Kameraden auch jetzt noch die Pforte zum dunklen Gemach früheren Erlebens halb versperrt halten?! – Ich habe wenig Hoffnung, daß die Zeit hier die gütige Erlöserin werden wird. Wenn dieser Augenblick, wo der Name Gerhard Dorner an Boche Boches Ohr doch wie der Posaunenton eines neuen Daseinsabschnitts gedrungen sein muß, die Fesseln nicht gesprengt hat, – – was sollte noch stärkere Wirkung erzielen als dies?! Und die Wirkung war im Grunde gleich Null.

Dann sagt mein armer Kamerad wieder: „Woher kennst du meinen Namen, Holger Jörnsen?“

Der Alte schaut sinnend auf das strahlend helle Deck hinaus …

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/182&oldid=- (Version vom 31.7.2018)