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„Ich habe euch beiden noch vieles mitzuteilen … Wir erörtern das besser alles im Zusammenhang … – Abelsen, vielleicht erzählst du zunächst, wie Erik Jörnsen starb, der hier sein Weib und Kind seit anderthalb Jahren verborgen hielt, weil sie angeblich an Aussatz litten … Dies hier ist Eriks Jacht „Skansen“, die – angeblich – bei den Falklandsinseln gescheitert, gesunken war.“ Er sprach merkwürdig zerstreut. Seine Gedanken waren nicht bei der Sache. „Ihr werdet die beiden nachher sehen, die er hier lebend begrub, bis drei patagonische Fischer auf der Seehundsjagd hier in die Wasserhöhle gerieten und Senta, meine Nichte, ihnen den Brief für Gerda mitgab, den die braven braunen Kerle auch getreulich weiterbeförderten.“

Seine Stimme vibrierte leicht, und seine Augen blieben geradeaus gerichtet …

Gerda!! Senta!! – Ich sah plötzlich unseren Garten vor mir … Die Schaukel … Und auf der Schaukel zwei blonde Mädelchen, – ich selbst hinter dem Schaukelkasten auf dem Rande stehend und uns drei hoch in die Luft schwingend … Kindheitstage …! Jetzt wußte ich: Gerdas jüngere Schwester hatte Senta geheißen, ein stilles Kind, das stets friedlich für sich allein blieb …

Gerhard reckte die Hand über den Tisch … „Jörnsen, Jörnsen, – – was war mir Gerda?! Jörnsen, – ich kenne sie … Was war sie mir, und wo ist sie?! Seine Finger umkrallen des Alten Unterarm …

Und Holger Jörnsen erwidert, während eine leichte Blässe sein Gesicht farblos macht:

„Drehe dich um, Gerhard …“ Die Stimme versagt ihm fast … „Deine Gerda kommt … Drehe dich um …“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/183&oldid=- (Version vom 31.7.2018)