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den uralten Kastanienbäumen spielte. Haß, den mir meine Mutter beigebracht, die stets gesagt hatte: „Das ist der schlimmste Feind der Deutschen, mein Junge … Dieses Volk ist hinterlistig, heuchlerisch, pharisäisch, läßt andere für sich bluten, und neidet Deutschland den schnellen Aufstieg.“ Nun, inzwischen war aus dem Kinde ein Mann geworden, der die halbe Welt bereist und die andere flüchtig durchstreift hatte, der dabei überall den Vertretern dieser Nation begegnet war, die alle mit demselben frechen Selbstbewußtsein und derselben aalglatten Höflichkeit gelogen und betrogen hatten. Der Haß war geblieben. Freilich gemildert durch die Reife des Mannestums. Für Empfindungen mit so krassen Bezeichnungen war in Olaf Karl Abelsen, dem Ingenieur, niemals ein freies Plätzchen gewesen.

Diese Flagge also …!! Diese …!! Und doch – hier ging es um mein Leben …

Also Lungen voll Luft gepumpt …

Ein Schrei sollte das werden, den die Leute drüben unbedingt hören mußten …

Wurde es nicht …

Drüben ein Knall, als ob das Himmelsgewölbe auseinander riß …

Dort, wo soeben noch der Dampfer seinen Bug in die Wogenberge gebohrt hatte, wo noch soeben vielleicht fünfzehn Menschen sich eng zusammengedrängt hatten, gab es nur mehr eine Fontäne von Wrackteilen und menschlichen Leibern.

Das sah ich noch. Dann hatte mich der Luftstoß der Explosion tief in die See hineingedrückt, und als ich wieder emportauchte, konnte ich nur gerade noch feststellen, daß der von dem Dampfer übriggebliebene Teil langsam versank. Die Kessel

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)