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scheußliche Schädel rollte aus dem Trichter in die Tiefe.

Nachdem ich die Planken dann an ihren freien Enden mit dem Tau zusammengebunden und außerdem daran noch eine meiner beiden Korkwesten befestigt hatte, setzte ich mich auf den Zinkkasten und war mit meiner Arbeit durchaus zufrieden. Nur meine Beine hingen noch bis zu den Knien im Wasser, und mein Floß bewährte sich auch gegenüber den gefährlichsten Wellenbergen so vorzüglich, daß ich hoffen durfte, mit diesem primitiven Fahrzeug der unfreundlichen Ostsee noch viele Stunden trotzen zu können.

Die Arbeit des Zusammenbindens der Planken hatte meinen durchkälteten Leib noch mehr erwärmt. Freilich, meine zerschundene Schulter schmerzte derart, daß mir zuweilen alles vor den Augen verschwamm. Aber ich war jetzt nicht mehr willens, hier elend zu versaufen, und der Lebensdrang verscheuchte diese Ohnmachtsanwandlungen immer wieder …

So mochte ich vielleicht fünf Minuten auf meinem Flosse dahingetrieben sein, als ich rechts von mir denselben Lukendeckel sichtete, der vorhin mit den beiden eingeklemmten Toten an mir vorübergeschwommen war.

Es war derselbe Lukendeckel. Bestimmt. Nur die eingeklemmten Beine fehlten, und an deren Stelle lag nun quer über den halb zerfetzten Brettern ein Mensch, der einen Matrosenanzug trug und dessen dunkles triefendes Haar tief ins Gesicht hing.

Ein Toter? – Nein – der Mann bewegte sich … Der Mann hatte die Hände um den

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)