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Lukenrand gekrallt, hielt sich daran fest, kämpfte um sein Leben …

Wogenkämme gingen über ihn hinweg. Zuweilen wurden seine Beine von den Wellen hochgerissen, und jeden Augenblick mußte der Ärmste, der vielleicht der einzige Überlebende des Dampfers war, vor Erschöpfung in diesem unheimlichen Ringen gegen den nassen Tod der Verlierer sein.

Ihm helfen?!

Mein Floß war gut dreißig Meter entfernt. Ich besaß nichts, um die Richtung meines Fahrzeugs zu ändern, war wie mein Unglücksgefährte ein Spielball der unberechenbaren Launen von Wind und Wetter.

Und doch – ich durfte ihn nicht elend umkommen lassen. Ich hatte ja zwei Korkwesten zur Verfügung.

Einen Moment erinnerte ich mich daran, daß ich mir einst fest vorgenommen hatte, nie wieder eine Hand hilfreich für einen Mitmenschen zu rühren.

Hatte ich diesen Vorsatz nicht schon durchbrochen, als ich den Kerl vom Balkon in die Hecke beförderte?!

Ich verließ den Luftkasten, band die Korkweste vom freien Ende der Planken los und suchte den Lukendeckel schwimmend zu erreichen. Es gelang. Als ich neben dem Kopf des Matrosen auftauchte und dem Manne in die Ohren brüllte, er solle die Korkweste umschnallen, ich würde ihn derweil festhalten, da schüttelte er die nassen Haare aus dem mageren Gesicht, blickte mich aus grauen, klaren Augen merkwürdig an und brüllte zurück:

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)