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Punta Garras herum in den Bergen mit der Wünschelrute Gold zu suchen, Käpten?!“

Ein Lächeln glitt um Jörnsens harten Mund. Der Widerschein der Kompaßlampe fiel auf seine verwitterten Züge. In den jungen Augen erschien ein verächtlicher Ausdruck.

„Gold?! Was sollte ich wohl damit?!“ erwiderte er ernst. „Nein, Gold hat mich noch nie gereizt, denn was man im Überfluß besitzt oder doch besitzen könnte, mein lieber Boche, das lockt niemand mehr …“

Mich überraschte diese Äußerung offensichtlich viel weniger als Freund Boche Boche, denn ich hatte nie recht daran geglaubt, daß Holger Jörnsen in seinem Alter – er mochte siebzig sein – sich noch auf Goldsucherabenteuer einlassen würde.

Mein Kamerad verhehlte sein Erstaunen, das gleichzeitig Enttäuschung über eine unrichtige Mutmaßung war, in keiner Weise. „Wie – – wirklich sollte es sich nicht um Gold handeln?!“ rief er kopfschüttelnd. „Dann bist du mir erst recht unverständlich, Käpten … Das Geheimnisvolle, das deine Person und die deiner Frau umgibt, wird nur noch verstärkt, wenn …“

Jörnsen unterbrach ihn. Und auch jetzt war in seiner ganzen Art die kühle, selbstsichere Überlegenheit des gebildeten und auch ans Befehlen gewöhnten Mannes so hervorstechend wie bei all den bisherigen unliebsamen Auftritten mit dem zuweilen so krankhaft reizbaren Boche Boche.

„Mein Geheimnis bleibt mein Geheimnis, bis es mir selbst geeignet erscheint, euch beide einzuweihen … – Gute Nacht … Um elf Uhr beginnt deine Wache, Abelsen … Gute Nacht.“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/52&oldid=- (Version vom 31.7.2018)