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daß die alte Vettel mich während der ganzen zwei Stunden auch nicht eines Wortes gewürdigt hatte.

Wir kehrten an Bord zurück. Boche Boche grinste wie ein Satan und fragte scheinheilig: „Der feine Sonnenschirm ist wohl mein Geburtstagsgeschenk, Frau Helga … Ich danke dir schon im voraus … Den hab’ ich mir schon lange gewünscht.“

Eine Stunde später war der Torstensen wieder auf hoher See und die Alte wieder in ihren dreckigen Hosen und der fettbesäten Jacke. Als ich Boche Boche die Neuanschaffungen aufzählte, wollte er sich vor Lachen ausschütten.

Das war am Vormittag gewesen. Nachmittags vier Uhr begannen wir wieder wie stets mit dem Scheibenschießen, wofür Jörnsen sich lebhaft interessierte. Es schien ihm sehr angenehm zu sein, daß wir unsere Fertigkeit im Handhaben der Repetierbüchsen wesentlich gesteigert hatten.

Boche Boche war heute in bissiger Ulkstimmung. Als er eine Stummelschwanzmöve, die über dem Kutter hinwegstrich, gefehlt hatte, rief er der im Niedergang der Kombüse stehenden Alten gereizt zu:

„Scher’ dich hinunter, – Hexen bringen Unglück!“

Das war seit langem mal wieder seinerseits eine Grobheit.

Die Frau Käpten kam langsam vollends an Deck, nahm mir ohne weiteres die Büchse aus der Hand, legte auf einen ziemlich weit entfernten Albatros an und drückte ab. Der große Vogel fiel wie ein Stück Blei tot in die See.

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/59&oldid=- (Version vom 31.7.2018)