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Boche Boche starrte die Alte verdutzt an. Und vom Steuer her schallte des Käptens vergnügtes Lachen herüber. Zum ersten Male hatte ich ihn lachen gehört. Seine Perle von Frau kletterte auf ihren ausgelatschten Leinenschuhen wortlos wieder in die Kombüse hinab. Boche Boche meinte nachher zu mir: „Du – die kann mehr wie wir!!!“ – Sie war entschieden in seiner Achtung gestiegen.

Abends nach der Mahlzeit hatte ich mich sofort niedergelegt, da ich von Mitternacht Wache hatte. Ich mochte kaum eine Stunde geschlafen haben, als mein Kamerad mich weckte. Die Karbidlampe beschien sein bleiches verzerrtes Gesicht … Und diese entstellten Züge machten mich sofort völlig munter.

„Olaf,“ flüsterte er heiser … „ich glaube, ich werde verrückt … Ich leide an Gehörtäuschungen … Oder … hörst auch du etwas Besonderes? Horche mal …“

Ich horchte.

Und hörte ganz leisen Gesang, dazu die weichen Klänge einer guten Gitarre als Begleitung …

Boche Boche hatte sich keuchend auf den Bettrand gesetzt …

„Hörst du was?“

„Ja … Es ist das bekannte Lied aus dem Trompeter von Säckingen … und eine Gitarre.“

Er stützte den Kopf in die Hände. Mit der Linken umspannte er die Stirn …

„Mein Gott!!“ stöhnte er …

Ich rüttelte ihn. „Was hast du denn …?! Von Gehörtäuschungen ist doch keine Rede …! Es wird die Alte sein …“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/60&oldid=- (Version vom 31.7.2018)