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„Werde euch beiden den Rum entziehen, Abelsen … Für Boche Boche ist der Alkohol schon gar nichts … – Was war’s heute mit Boche Boche?“

Er stand auf der Treppe und hatte die Arme auf die Schiebetür des Daches gestützt.

Vorhin hatte mich ein unbestimmtes Etwas, nennen wir’s innere Stimme, dazu veranlaßt, jede Auskunft abzulehnen. Jetzt hatte ich das Bild gesehen. Und daß Jörnsen genau wußte, wen es darstellte, daß er also auch meines Kameraden tote Vergangenheit kannte, war selbstverständlich. Dem Alten einzugestehen, daß ich vor dem Oberlichtfenster spioniert und das Bild in seiner Hand erkannt hatte, erschien mir nicht ratsam. Ich wollte auf Umwegen, durch Diplomatie die Lage klären. Diplomatie ist zielbewußtes Verbergen der eigenen wahren Gedanken, zielbewußtes Lügen und Heucheln. Also etwas, das mir wenig lag. Hier wurde es zur Notwendigkeit. Die Rätsel, die das Ehepaar Jörnsen umgaben, mehrten sich. Boche Boche hatte damals ganz recht gehabt: Sollten wir als erwachsene Männer noch weiter im Dunkeln umhertappen?!

„Die Musik war’s,“ erwiderte ich auf des Alten Frage.

Leider war sein Gesicht im Schatten, und das meine im Widerschein der Kompaßlampe. Dennoch: Jörnsen hatte eine Kopfbewegung gemacht – aber keine, die etwa Überraschung angedeutet hätte. Nein – mehr ein halb unbewußtes Nicken …

„So, die Musik also …“ sagte er bedächtig … „Die Musik … Was äußerte er denn dazu?“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/67&oldid=- (Version vom 31.7.2018)