Lüftchen wehte. Das Hafenbecken war wie ein stiller Binnensee.
Ich blickte ohne Ziel und Zweck …
Und der Weg abseits vom Alltag war die finstere Wassermasse, in deren Tiefen Leuchtquallen von Eimergröße wie Glühkäfer sich träge bewegten. Über das Wasser glitt ein hellerer Fleck … Der Kopf eines Schwimmers … Blondes Haar erkannte ich, zu hohem Schopf aufgesteckt …
Ein Weib … Es kam aus der Richtung des großen Fünfmasters drüben, auf dem so viel Laternen brannten, daß es wie eine Illumination aussah.
Ich beobachtete die Schwimmerin …
Nun war sie dicht heran, hob den nackten Arm, winkte …
Ich lehnte mich weit über die Reling …
„Werfen Sie mir ein Tau herab, Herr Abelsen …!“ – halblaut nur … Und doch: diese Stimme kannte ich!
Ich war so überrascht, so fassungslos, daß ich mich zunächst überhaupt nicht rührte …
„Ich bin’s!“ erklang die Stimme abermals. Und sie tönte so übermütig-schalkhaft, daß ich rasch ein Tau ergriff und meiner Retterin an Bord half.
Sie trug einen dunklen Badeanzug … Sie stand triefend vor mir mit ihrem wundervollen knospenden Körper … Streckte mir die nasse Hand hin …
„Unverhofftes Wiedersehen, Herr Abelsen …“ Sie sprach sehr leise, sehr hastig … „Auf der Chaussee vor Trelleborg trennten wir uns … Hier treffen wir uns, und hier komme ich als
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/76&oldid=- (Version vom 31.7.2018)