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So – nun lag die Mauer hinter mir …

Bis zum Hügel und Holzmast noch etwa dreißig Meter …

Ich schwitze. Früher hatte ich nie geschwitzt. Auch damals nicht, als ich den Schienenbruch entdeckt hatte und dem Schnellzug Malmö-Stockholm entgegenlief. Und in jener Nacht handelte es sich um zahlreiche Menschenleben, die auf dem Spiele standen. Heute nur um mein eigenes, und daran lag niemandem etwas. Die Welt hatte Karl Olaf Abelsen gestrichen.

Aber mein einst so trefflich trainierter Körper besann sich doch so allmählich auf seine einstige Leistungsfähigkeit. Mit dem wachsenden Selbstvertrauen ging’s auch schneller voran.

Tückischer Nachtwind … Bestie!! Tut so, als ob sie wieder mal Atem schöpfen wollte und bläst mir ganz plötzlich derart in den Rücken, daß mein linker Fuß ausgleitet …

Die Stange saust in die Tiefe … Ich hänge an der Kupferstrippe … pendele hin und her …

Die beiden Drähte schwingen … schwingen … Der schwarze, umwickelte berührt meinen Handschuh … Schwingt zurück … Für einen Moment ist mir das bekannte Kribbeln durch die linke Hand gelaufen … Der Handschuh isoliert doch nicht vollständig.

Die Bestie Wind stellt das Fauchen wieder ein …

Und ich hänge nur mit einer Hand an der Kupferstrippe, recke die andere weit vor, umklammere den Draht, öffne die erste … arbeite mich so bis zum dicken, geteerten Mast …

Dank auch, fürsorgliche Kollegen, die ihr an diesem Mast Steigeisen befestigt habt …!

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)