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Die anderen Pickelhauben feuern gleichfalls. Rasch lasse ich mich hinabsinken, schwimme unter Wasser, bis mich der Luftmangel hochtreibt …

Die Chilenen scheinen mich für einen Helfer der Meuterer zu halten … Kaum erscheint mein Kopf, als die Knallerei auch schon von neuem beginnt.

Meine Feuertaufe …

Wie die Bienchen summen die Kugeln …

Ein leichter Schlag gegen die Stirn …

Ein rasch wieder schwindendes Ohnmachtsgefühl … Ich sinke wieder mit vollgepumpten Lungen in die Tiefe …

Die Dunkelheit nimmt mich dann schützend auf. Es regnet stärker. Boote mit Laternen beleben den Hafen. Die Verfolger sind hinter mir her. Warm rieselt es mir von der linken Schläfe herab. Der Streifschuß kann doch nicht so ganz harmlos sein. Meine Kräfte schwinden. Ich muß Pausen machen. Und das schlimmste: ich habe die Richtung verloren! Ich bin fraglos längst an unserem Kutter vorüber …

Gevatter Tod streckt wieder einmal seine Knochenhände nach mir aus. Um Hilfe rufen?! Eins der Boote herbeilocken?! Und dann?! Soll ich verraten, daß ich Gerdas wegen zum Fünfmaster schwamm …?!

Wo ist der Kutter?! Alles Umherspähen nützt nichts … Die Regenschleier haben alles verschluckt … Und der Regen ist jetzt eisig – zum Glück … Die Luft hat sich abgekühlt. Temperaturstürze von zwanzig Grad sind in dieser schönen Gegend nichts Seltenes.

Ich sehe jetzt nur noch Regen … Regen …

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/82&oldid=- (Version vom 31.7.2018)