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die einzigen frohen Stunden meiner Vergangenheit – Gerda Arnstör war …“

Seine vornübergeneigte Gestalt schnellte hoch. Ein heiserer Schrei kam über seine Lippen … Sein Gesicht war grauenerregend verzerrt. Dann sank er nach vorn – sank ohnmächtig über mein Bett. Sein Kopf schlug auf meine Brust. Im Nu war ich auf den Beinen, flößte ihm Kaffee ein, rieb seine Schläfen. Nichts half. Da lief ich nach achtern, pochte an das Oberlichtfenster …

„Käpten, Boche Boche ist umgekippt!“ rief ich. „Bitte – – Rum!!“

Der Alte erschien sofort, begleitete mich …

Wir mühten uns um den Bewußtlosen.

„Wie ist das gekommen?“ fragte der Alte und goß Boche Boche einen neuen Löffel Rum in den Mund.

„Ohne jede äußere Ursache … Viel los ist mit dem armen Kerl ja überhaupt nicht … Ein Kopfschuß bleibt ein Denkzettel fürs Leben … Ich berichtete ihm von meiner Schwimmtour zum Fünfmaster, dessen Lichter mich lockten – – Neugier! Und mit einem Male klappte er um!“

Boche Boche regte sich. Wenige Minuten später war er wieder bei Kräften, bat um eine Zigarre, bedankte sich bei uns und meinte achselzuckend: „Das ist mir schon häufiger passiert … Man gewöhnt sich daran … Die Hitze vorhin mag schuld daran gewesen sein …“

Jörnsen packte am Tische die kleine Schiffsapotheke wieder zusammen. Sein Gesicht hatte bereits von neuem denselben ablehnend-verschlossenen Ausdruck angenommen, den wir nun bereits zur Genüge an ihm kannten. Es wurde mir daher auch nicht ganz leicht, hier nun die günstige

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/85&oldid=- (Version vom 31.7.2018)