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ich dir bestimmter antworten. Die nächsten Wochen bringen die Entscheidung … – Wie vergnügt der Neger pfeift …! Es ist ein Neger. Diese Wurstigkeit gegenüber dem, was war, und dem, was kommen mag, bringt nur ein Nigger auf. Sie sind wie Kinder – grausame Kinder … Heute mittag wären sie gehängt worden, die ganzen fünfundzwanzig Farbigen vom „Pierpont Morgan“. Sie hatten den Kapitän und die Schiffsoffiziere erwürgt und eine Schaffarm geplündert.“

„Und du warst mit dabei?“

Keine Antwort. Sie gähnte nur.

„Du bist müde, Gerda …“

„Sehr müde …“

„Wenn wir nur ein paar Decken hätten. Du kannst doch nicht auf den bloßen Dielen schlafen. Lege dir wenigstens hier meine Jacke unter. Vielleicht kann ich uns nachher eine Decke stehlen, wenn die Kerle zur Ruhe gekommen sind …“

Sie nahm meine Jacke mit Dank an, rollte sie als Kopfkissen zusammen und streckte sich zwischen den Kisten aus. So wurde ich Wächter ihres tiefen Erschöpfungsschlafes, so saß ich stundenlang, selbst gegen die Müdigkeit verzweifelt ankämpfend, zuweilen auch flüchtig einnickend, sofort wieder aufschreckend.

Die kleine elektrische Lampe, deren Batterie sich rasch verbrauchte, glühte nur noch als mattes Pünktchen unter dem Papierfetzen. Es war dunkel um uns her. Draußen mußte es längst Tag sein. Aber ich hörte den Regen noch immer in schweren Tropfen auf das Deck klatschen. Der Torstensen bäumte sich zuweilen. Brecher kamen über Bord. Wind pfiff in der Takelage.

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/98&oldid=- (Version vom 31.7.2018)