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mit der ursprünglichen Form multipliziert, so ergibt sich als Produkt eine ganze Funktion der Veränderlichen , , …, deren Koeffizienten ganze rationale Zahlen sind; dieselbe werde in der Gestalt

angenommen, wo eine positive ganze rationale Zahl und eine ganze rationale Funktion bedeutet, deren Koeffizienten ganze rationale Zahlen ohne gemeinsamen Teiler sind. heißt die Norm der Form . Wenn die Norm einer Form gleich ist, so heißt die Form eine Einheitsform. Eine ganze Funktion, deren Koeffizienten ganze rationale Zahlen ohne gemeinsamen Teiler sind, heißt eine rationale Einheitsform. Zwei Formen heißen einander inhaltsgleich[1] (in Zeichen ), wenn ihr Quotient gleich dem Quotienten zweier Einheitsformen ist. Insbesondere ist jede Einheitsform . Eine Form heißt durch die Form teilbar, wenn eine Form existiert, derart, daß ist. Eine Form heißt eine Primform, wenn im Sinne der Inhaltsgleichheit durch keine andere Form außer durch und durch sich selbst teilbar ist.

Die Beziehung der Kroneckerschen Formentheorie zur Theorie der Ideale wird klar durch die Bemerkung, daß aus jedem Ideal eine Form gebildet werden kann, indem man die Zahlen , …, mit beliebigen voneinander verschiedenen Produkten aus Potenzen der Unbestimmten , , … multipliziert und zueinander addiert. Umgekehrt liefert eine jede Form mit den Koeffizienten , …, ein Ideal . Dieses Ideal nenne ich den Inhalt der Form . Dann gilt folgende Tatsache:

Satz 13. Der Inhalt des Produktes zweier Formen ist gleich dem Produkte ihrer Inhalte.

Beweis: Es seien und Formen mit beliebigen Veränderlichen und den Koeffizienten , …, bezüglich , …, , und es sei das Produkt eine Form mit den Koeffizienten , …, . Ferner sei die höchste in und die höchste in aufgehende Potenz des Primideals . Man denke sich ferner die Glieder der beiden Formen und zunächst nach absteigenden Potenzen von und dann die mit der nämlichen Potenz von multiplizierten Glieder nach absteigenden Potenzen von geordnet usf. Bei dieser Anordnung sei … das erste in vorkommende Glied, dessen Koeffizient durch keine höhere als die -te Potenz von , und andererseits sei … das erste in vorkommende Glied, dessen Koeffizient durch keine höhere als die -te Potenz von teilbar ist: dann ist offenbar der Koeffizient des Gliedes … in durch keine höhere als die -te Potenz von teilbar. Alle übrigen Koeffizienten von sind aber gewiß auch durch teilbar. Somit folgt die Behauptung .


  1. Nach Kronecker „äquivalent in engeren Sinne“.
Empfohlene Zitierweise:
David Hilbert: David Hilbert Gesammelte Abhandlungen Erster Band – Zahlentheorie. Julius Springer, Göttingen 1932, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Hilbert_Gesammelte_Abhandlungen_Bd_1.djvu/95&oldid=- (Version vom 31.7.2018)