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Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309

David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung.
Von Eugen Schneider.

Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts taucht eine Reihe deutscher Schriftsteller auf, die die Geschichte von Ländern und Fürstengeschlechtern in einem gewissen Zusammenhang zu schildern versuchen, während die Älteren überwiegend einzelne Ereignisse und Nachrichten verschiedenster Art der Zeitfolge nach zusammengestellt hatten. Auf die Chroniken folgt so allmählich die Geschichtschreibung. In Württemberg wandte sich ihr zuerst der Vertraute Eberhards i. B., Johann Naukler, zu, dessen Chronik – dieser Name blieb auch den Darstellungen – 1516 zum erstenmal gedruckt worden ist. Ein besonderer Eifer entwickelte sich hier in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts; er fand seinen Höhepunkt in Martin Crusius’ 1595 erschienenen Schwäbischen Annalen. Die Hauptvertreter der Anfänge, die fast ausschließlich die Geschichte des Herzogtums Württemberg behandelten, sind der Stuttgarter Ratsherr Sebastian König (Küng), der herzogliche Leibarzt Oswald Gabelkover und der viel benützte David Wolleber. Keiner hat sich die Geschichte so wie dieser zum Lebensberuf gemacht, über keinen hat dieser Lebensberuf so viel Leid gebracht, keines Leben zeigt so deutlich, unter welchen Verhältnissen und mit welchen Hindernissen die Beschäftigung mit der heimischen Geschichte in jenen Anfängen vor sich ging. Fassen wir zunächst sein Leben[1], dann seine Werke ins Auge.

David Wolleber ist um das Jahr 1555 geboren, wahrscheinlich zu Grunbach im Remstal, wo wenigstens sein Vater Philipp später lebte, während er selbst zu Weiler bei Schorndorf sich niederließ. Er erlernte die Schreiberei, die ihm den Zugang auch zu höheren Stellen verschaffen konnte, und war sieben Jahre in Schorndorf auf der Kanzlei des Forstmeisters, dann mit Erneuerung des Leibeigenschaftsbuchs des Amtes


  1. Nach Akten des Staatsarchivs. Weniges über Wolleber findet sich in J. J. Moser, Wirtembergische Bibliothek, S. 70 f. (4. Aufl. 1796), und in K. Pfaff, Quellen der ältesten württembergischen Geschichte (1831), S. 30.
Empfohlene Zitierweise:
Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309. Kohlhammer, Stuttgart 1911, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Wolleber_-_ein_Bild_aus_den_Anf%C3%A4ngen_der_w%C3%BCrttembergischen_Geschichtschreibung.djvu/1&oldid=- (Version vom 31.7.2018)