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Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309

Herzog nicht beachtet worden, findet sich schon 1592 im Besitz des württembergischen Hofbeamten Hans Georg von Berlichingen und kam am Anfang des 17. Jahrhunderts durch Kauf an die Landgrafen von Hessen. Es will eine eigentliche und summarische Beschreibung von der Freiherren zu Beutelsbach, Grafen und Herzoge zu Württemberg Ankunft, Leben und Wesen gehen, dazu Nachrichten von den Herzogtümern Teck, Irslingen, Schiltach, den Grafschaften Tübingen, Urach, Achalm, Calw, Herrenberg, Vaihingen, Pfullingen, Neuffen, Löwenstein, den Freiherren zu Weinsberg, Hohenstaufen, Ebersberg, Weißach, Winnenden, Heidenheim, Hornberg, Aichelberg, Beilstein, Brackenheim, Plochingen, Seeburg. Tatsächlich bietet die Handschrift auch noch eine Beschreibung von Klöstern, Städten und Schlössern Württembergs, von den im Herzogtum gelegenen Reichsstädten, von benachbarten Städten, wie Rottenburg und Horb, von Mömpelgard und den elsässischen Herrschaften, zuletzt noch eine Chronik merkwürdiger Ereignisse von 1480 bis zu dem schrecklichen, im November 1577 erschienenen Kometen. Das Ganze mischt kurze geschichtliche und topographische Angaben in bunter Folge untereinander.

Eine zweite Bearbeitung von Historia und Zeitbuch, deren Original gleichfalls in der Großherzogl. Bibliothek zu Darmstadt aufbewahrt wird (Cod. 135), wurde von Wolleber am 8. August 1585 dem Landgrafen Ludwig IV. von Hessen und seiner Gemahlin Hedwig, einer Tochter des Herzogs Christoph von Württemberg, gewidmet. Sie ist mit zahlreichen, nicht gerade schönen, farbigen Wappen geschmückt. Die Vorrede besagt, daß der Verfasser vor wenigen Jahren dem Herzog Ludwig von Württemberg eine württembergische Historie ohne Wappen gewidmet habe, die aber zu kurz und gering ausgefallen sei. Die vermehrte sei das Ergebnis von zehnjähriger Arbeit. Demnach hätte Wolleber seit 1575 sich mit Chronikschreiben beschäftigt. Gegenüber der ersten Fassung zeigt die zweite allerlei Umstellungen und Erweiterungen, sowie neue Abschnitte über Schwaben und Alemannien. Daß diese Arbeit Beifall fand, zeigt das Vorhandensein einer Abschrift (Cod. hist. fol. 108) auf der hiesigen Landesbibliothek, die mit Abschriften von zwei weiteren Werken Wollebers und von dem ihm zugeschriebenen Landbuch aus der Bibliothek des Frankfurter Sammlers Zacharias Conrad von Uffenbach unter Herzog Karl erworben worden ist[1]. Nach der Vorrede einer späteren Handschrift (Cod. hist. fol. 699 der L.B.) hat Landgraf Ludwig dem Verfasser eine stattliche Verehrung zukommen lassen, ebenso Pfalzgraf Johann Kasimir, dem als einem trefflichen Historikus ein zweites Exemplar zugesandt


  1. Vgl. J. Giefel in Württ. Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 1904, 141.
Empfohlene Zitierweise:
Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309. Kohlhammer, Stuttgart 1911, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Wolleber_-_ein_Bild_aus_den_Anf%C3%A4ngen_der_w%C3%BCrttembergischen_Geschichtschreibung.djvu/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)