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Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309

wurde. An ihn hatte sich Wolleder offenbar gewendet, weil er ein Bruder des Pfalzgrafen Ludwig war, der, ein Schwager des Landgrafen von Hessen, sich die Widmung eines anderen Werkes von ihm hatte gefallen lassen.

Dieses Werk war eine Geschichte der Staufer. Zwar unter Wollebers Namen ist keine solche erhalten. Aber in seiner späteren Chorographie gibt er an, das er kurzverschiener Jahre dem Pfalzgrafen Ludwig ein großes Buch über die Herren von Hohenstaufen geschrieben habe und daß dieses Buch den dritten Band seines Hauptwerks – neben Chronik und Chorographie – bilden solle, und in einer kurzen namenlosen Geschichte der Herren von Hohenstaufen auf der Landesbibliothek (Cod. hist. fol. 71) berichtet der Verfasser das gleiche von dem großen, dem Pfalzgrafen gewidmeten Buch und von seinem, freilich mißlungenen Vorhaben, dieses mühselige Werk an die Kaiserliche Majestät mit Hilfe hierzu anerbotener hochgelehrter Leute durch öffentlichen Druck auskommen zu lassen. Wenn wir nun in einer ausführlichen namenlosen Hohenstaufengeschichte der Landesbibliothek (Cod. hist. fol. 162) unverkennbar Wollebers eigene Handschrift und Art mit farbigen Bildern und Wappen, die ihrerseits denen der obengenannten Darmstädter Handschrift gleichen, wiederfinden, so liegt uns zweifellos hier eben das große Buch Wollebers über die Staufen vor. Er schildert in ihm den Ursprung der Freiherren von Hohenstaufen und Herzoge von Schwaben von dem Friedrich an, der 930 mit Kaiser Heinrich I. gegen die Ungarn gezogen sei, bis auf Konradins Tod, den er, wie andere Chronisten der Zeit, in das Jahr 1267 setzt. Besonderen Wert hat der Band durch die älteste farbige Wiedergabe der Stauferbilder des Klosters Lorch. Wie weit allerdings in Wirklichkeit Wolleber das geistige Eigentum an dieser Staufergeschichte zukommt, werden wir bei der Betrachtung seiner Quellen sehen.

Da Pfalzgraf Ludwig, dem dieses Werk gewidmet war, 1583 gestorben ist, so muß es in die Zeit zwischen die erste und die zweite Bearbeitung von Historia und Zeitbuch fallen. Nachher legte sich der Verfasser wieder ganz auf die württembergische Geschichte. Bis zum Jahre 1590 reicht Wollebers Historische Beschreibung, bis 1588, in einigen Abschriften bis 1586 und bis 1589, seine Chronik. Ich stelle die erste voran, weil sie, wenn auch gleichzeitig entstanden, doch im Grunde eine Vorarbeit zu der zweiten und der ihr folgenden Chorographie ist.

Die Historische Beschreibung, deren Original im Staatsarchiv liegt (Hdschr. 24), sollte offenbar wieder dem Herzog Ludwig von Württemberg gewidmet werden. Wenigstens scheint mir ein Widmungsblatt von Wollebers Hand, das den Untersuchungsakten gegen ihn entstammt,

Empfohlene Zitierweise:
Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309. Kohlhammer, Stuttgart 1911, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Wolleber_-_ein_Bild_aus_den_Anf%C3%A4ngen_der_w%C3%BCrttembergischen_Geschichtschreibung.djvu/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)