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Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309

Publikum, und hat den Martin Crusius scharf getadelt, weil er seine Schwäbischen Annalen drucken ließ[1]. Als um dieselbe Zeit Simon Studion seine Arbeit vom wahren Ursprung des wirtembergischen Hauses dem Herzog Friedrich von Württemberg widmete, wurde sie gleichfalls auf Oswald Gabelkovers Rat unterdrückt[2]. Ja noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das württembergische Landbuch als Staatsgeheimnis verwahrt[3], und bis zu Herzog Karl wurde wenigstens die Zahl der Einwohner der Städte und Ämter nicht öffentlich preisgegeben[4].

Seit dem Anfang des Jahres 1592 verschwindet Wolleber fast drei Jahre aus der Öffentlichkeit, ohne daß er etwa die versprochene Schulstelle erhalten hätte. Er legte sich vornehmlich auf die Anfertigung von Stammtafeln angesehener Familien, um dafür Geld zu bekommen. So erfahren wir später, daß er 1593 und 1594 als fürstlich württembergischer historicus den Städten Freiburg i. Br., Bern und Zürich einen großen Stammbaum der Herzoge von Zähringen geschickt hat. Von Freiburg, der zähringischen Gründung, erhielt er 35 Reichstaler, nach dortiger Währung 43 Gulden 5 Batzen, während dem Boten 2 Gulden geschenkt wurden; Schultheiß und Rat von Bern verehrten ihm 20 Sonnenkronen, etwas über 40 Gulden, dem Diener 2 Kronen, und versprachen, Wollebers bei Gelegenheit zu gedenken; Zürich gab nur 10 Kronen und 2 Kronen Trinkgeld mit der Bitte, für gut zu nehmen, da die von Zähringen nicht ihrer Stadt Stifter seien. Daneben konnte er aber die Entenmaierei nicht lassen, und sobald er darüber wieder mit den Behörden zusammenstieß, begann der Schlußakt seines tragischen Geschicks.

Im Dezember 1594, als sich die herzogliche Kanzlei wegen der in Stuttgart herrschenden Pest gerade in Backnang aufhielt, erging von hier der Befehl nach Schorndorf, den David Wolleber wegen der Schreiberei von Supplikationsschriften, die er über das Verbot abgefaßt, zur Strafe des Ungehorsams acht Tage auf eigene Kosten in den Turm zu stecken. Am 24 Januar 1595 gelang es endlich dem Untervogt, ihn zu verhaften. Wolleber berief sich darauf, daß ihm zwar zu Herzog Ludwigs Zeiten das Abfassen von Supplikationen verboten worden sei, daß er sich dann auf Historienbücher gelegt habe, was ihm übel erschossen sei, da man ihm dieses und das Advokazieren verboten habe. Unter Herzog Friedrich aber habe niemand etwas gegen die Supplikationen gehabt.


  1. Pfaff a. a. O., S. 24.
  2. Cod. hist. der Landesbibl. f. 137, Vorbemerkung.
  3. Ebenda Cod. hist. 107, Vorbemerkung.
  4. Herzog Karl Eugen und seine Zeit I. 157.
Empfohlene Zitierweise:
Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309. Kohlhammer, Stuttgart 1911, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Wolleber_-_ein_Bild_aus_den_Anf%C3%A4ngen_der_w%C3%BCrttembergischen_Geschichtschreibung.djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)