Seite:De Alemannia III 086.jpg

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sehend, stand er da, vergeblich auf feste Anstellung harrend, »gleich dem Baum oben auf einem Berge, und einem Panier oben auf einem Hügel«, der Hoffnung Prorektor zu werden beraubt, – da kam plözlich eine Berufung nach Karlsruhe als Subdiakon mit 463 Thlr. Gehalt. Mit der Umsattelung zur Medicin u. s. w. hatte es jezt sein Ende. Wir dürfen diesem Rufe nach Karlsruhe, wie der Verfasser richtig bemerkt, den Dichter und Volksschriftsteller verdanken, ebenso den Freund und herrlichen Menschen. Denn nur die Sensucht nach dem Oberlande und seinen dortigen Freunden erzeugte den schönen Briefwechsel. Der Schluss dieses Capitels fürt uns noch zwei Frauengestalten vor, von denen die erste Hendel-Schütz bald nebelhaft verduftet, die zweite Gustave Fecht als Freundin Hebels bis zu seinem Tode verbleibt. Sie ist die Schwester von der Frau des genannten Pfarrers Güntert. Hebels häusliches Leben schildert S. 58 ff. Dass er sich nicht zum Heiraten entschloss, war seine frühere kärgliche Stellung Schuld und als er heiraten konnte, da war er schon zu sehr alter Junggeselle und warscheinlich zu bequem, wozu noch kömmt, dass seine Freundin der höheren standesmässigen Bildung für Karlsruhe warscheinlich entberte. – Cap. IV ist betitelt: »In der Residenz.« Da haben wir wieder so recht den Biographen als Kenner vom Land und der Stadt Karlsruhe vor uns. Es ist ein reiches Material hier für Litteratur- und Aufklärungsgeschichte Badens. Nachdem das hervorgezauberte Karlsruhe mit allen Strassen und Gassen geschildert, greift der Verfasser in ein merkwürdiges Stück Geschichte hinein. Während man in Berlin für französische Litteratur schwärmt, treten Weimar, zum teile Wien, Braunschweig, Darmstadt und besonders Karlsruhe als Pflegestätten deutscher Litteratur auf. Klopstock und Herder machen Besuche in Karlsruhe oder verbleiben zeitweilig da u. s. w. S. 84 ff. behandeln Hebels Ankunft, sein Auftreten als Lehrer u. s. w. Er lehrte Lateinisch, Griechisch, Hebräisch, Naturgeschichte: alles unter dem Namen Subdiacon, predigt von Zeit zu Zeit bei Hofe, wo Karl Friedrich sein regelmässiger Zuhörer war. Anno 1798 wird Hebel Professor der Dogmatik und der hebräischen Sprache, was ihn nicht abhielt, seine früheren Fächer weiter beizubehalten. Im Jahre 1808 ward er Director des Kirchenrats und als solcher Prüfungs-Commissär. Der bekannte Geheimrat Dr. Brauer hatte Hebel schon in den 90er Jahren kennen gelernt und ihn in den Pastoralfragen Badens gut gebrauchen können, was sicherlich für den späteren Oberkirchenrat – ich will nicht sagen die Berufung veranlasste – von grossem Nuzen gewesen sein mochte. Hebels gesellschaftliche Stellung in Karlsruhe, seine Ferienreisen ins Oberland sind S. 95 ff. abgehandelt. Die Karlsruher Rätsel- und Charadenzeit erfärt gerechte Würdigung S. 100 ff. Die Beschäftigung mit der Botanik hatte im rheinländischen Hausfreund und in den Gedichten

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia III. Marcus, Bonn 1875, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_III_086.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)