Seite:De Alemannia III 170.jpg

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«Vreneli» nannte, so brachte man sie in Verbindung mit dem Gedichte «Hans und Verene», obwol dises Gedicht auch nicht im entferntesten etwas mit ihr zu tun hat. Grünwettersbach wurde ein wahrer Wallfartsort von Karlsruhe aus, um Hebels Vreneli zu sehen und Gedichte von Hebel vortragen zu hören. Das Interesse an der Frau dauerte bis in den Anfang der sechziger Jahre, seit welcher Zeit die Gaben spärlicher flossen, so daß sie 1869 in großer Armut im Diakonissenhause zu Karlsruhe starb.

Wie man auch über die Frau denken mag, die Teilnahme für sie zeigte zugleich, welch ein Interesse einzelne Kreise in Karlsruhe an dem alemannischen Dichter nahmen und wie man jede Gelegenheit mit Begirde ergrif, um ihm Verehrung und Dank zu zollen.

Eine neue Anregung für die Hebelfreunde Karlsruhe’s gab der Gedanke, auf sein Grab in Schwetzingen, wo Hebel bekanntlich am 22. September auf einer Visitationsreise starb, ein des Dichters würdiges Denkmal zu sezen. Es war besonders der Karlsruher Männergesangverein Liederkranz, der die Sache in die Hand nahm und Konzerte gab. Sein damaliger talentvoller Direktor Spohn, ein geborner Markgräfler, hatte von Anfang an den Verein durch die sehr gelungene Komposition einiger Hebelscher Lieder, «der Wächterruf», «Freude in Ehren», «der Schwarzwälder im Breisgau», für Hebel zu interessieren gewußt. Aus Veranlassung einer Abendunterhaltung zu Zwecken des Schwetzinger Denkmals gab der Verein ein «Hebelalbum» heraus. (Müller’sche Hofbuchhandlung 1856.) Es enthält eine gelungene Titelvignette in Farbendruck nach Heilig, Hebels Bildnis nach Agricola, den Prolog des seiner Zeit in Karlsruhe vielgenannten, auch durch eine Geschichte des Großherzogs Leopold bekannten Litteraten K. Schöchlin, eine Karakterzeichnung Hebels in alemannischer Sprache von dem Freunde und Schüler Hebels, dem damaligen Kirchenrat Sonntag, der auch sonst die alemannische Sprache vortrefflich handhabte und bis zu seinem Tode zum Teil sehr gelungene Proben seiner Kunst in verschiedenen Unterhaltungsblättern Badens niederlegte. Sonst finden sich in dem Album noch Federzeichnungen zu den Gedichten «Freude in Ehren», «der Schreiner-Gesell», «Hans und Verene», «der Nachtwächter», «der Schwarzwälder im Breisgau» und endlich zwei Litographien: Hebels elterliches Haus in Hausen und Hebels Grabstätte in Schwetzingen (vor Errichtung des Denkmals), erstere gezeichnet von Dobmann, leztere von Kiefer. Das Hebelalbum ist heute noch eine schäzenswerte Gabe für Hebelverehrer.

Eine regelmäßige Hebelfeier bildete sich seit dem Jahr 1868. Schon vorher trug der obenerwähnte Liederkranz alljährlich am Geburtstage Hebels in der Morgenfrühe des 10. Mai einige Lieder am Denkmal im Schloßgarten vor; im genannten Jahre traten einige Oberländer, Verehrer Hebels, auch am Abend des 10. Mai in geselligem Kreise zusammen, sich mit Hebel beschäftigend, alemannische Gedichte von Hebel und eigene auf Hebel

Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia III. Marcus, Bonn 1875, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_III_170.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)