Seite:De Alemannia II 156.jpg

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seiner Jagdbüchse. Verwundet entrann der Räuber, und gefährlich verwundet lag den anderen Morgen einer der Bürger des Orts in seinem Bette. Ob er wirklich an seinen Wunden starb und wie weit die Sache gerichtlich untersucht wurde, erinnere ich mich blos deswegen immer aus der Erzählung meines Grosvaters, weil


ist seine List und Arglistigkeit, wie nicht weniger seine Macht, wie gross sie auch ist, dennoch von den Ketten Göttlicher Majestät umschränket.

Daher kan er nicht warhafftig einen Menschen zu einem Bär-Wolffe (andere nennen sie Währ-Wölffe) machen, ob man gleich von solchen Erscheinungen weiss; Es mag es Bodinus, de Magorum Daemonomania, Spondanus Comment. in Homer. M. Jo. Fried. Wolffeshusen behaupten wollen, so gut es ihnen scheinet, so ists doch in Warheit nur Blendung. Daher die Sache würdig zu erforschen, wie es damit zugehe? und woher solche also scheinende Wölffe ihre Macht und Krafft schädlich zu seyn, das Vieh zu zerreissen, zu fressen, auch andern Menschen Schaden anzufügen, haben, und aus was Krafft sie solches vermögen.

Eine erstaunbare Historie, welche zu Agran in Croaten von solchem Wolffe geschehen, muss ich aus denen neulichen Zeitungen hier anführen, wie sie referiret ist? Agran in Croaten, den 16. Julj A. 1698. Um diese Stadt lässet sich eine grausame Bestia in Gestalt eines Wolffes sehen, welche denen Menschen sehr zugesetzet, und deren bereits viele zerrissen hat, dem unvernünfftigen Vieh thut es keinen Schaden. Es darff sich kein Hirt bey den Heerden blicken lassen, dass sie nicht auf ihn lossgehet, und wo zween beysammen seyn, muss der andere davon Haar lassen: Es habe sich unterschiedliche Edelleute mit ihrem Landvolck zusammen gezogen, die Bestia zu tödten, allein, wenn sie vermeynet, solche zu Stand zu bringen, vexiret solche Wolffs-Bestia ihre Verfolger, und zeiget sich an einem andern Ort, und ob sie gleich des geweyheten Pulvers und mit Silber gefütterten Kugeln sich bedienen, können sie doch, wie gedacht, nichts gegen dieselbe ausrichten. Dahero muthmasset man (nicht unrecht!), dass es entweder eine Hexe oder Hexenmeister seyn müsse, weil täglich solche Leute eingezogen werden, wie dann jetzo wircklich bey dreissig Personen gefangen sitzen, und bringen viele Bauren ihre eigene Weiber selbst in die Stadt gefangen herein, mit dieser Anzeige, dass sie, wenn man solche nicht abstraffen würde, selbst an sie Hand anlegen, und verbrennen wolten. Bey den Gefangenen werden Proben angestellet, welche eine Hexe offenbaret haben soll, dass man dergleichen Personen erkennen möge, nemlich, man bindet ihnen die Hände Creutzweiss auf den Rücken zusammen, und wirfft sie in den Sau-Fluss hinein; Schwimmet sie nun empor, so werden sie für schuldig erkannt; gehen sie aber unter, werden sie wieder frey gelassen etc. Also ists beschrieben.

Anreichend nun den Bär-Wolff, wie er erscheinet und genennet wird, ists eine Blendung und Verdüsterung, theils in dem Menschen, welcher meynet, er sey zum Wolffe worden; theils in anderen Menschen, welche meynen, sie sehen einen rechten Wolff: und obgleich solche vermeinte Wölffe das Vieh anfallen, beissen, thun doch solches nicht so wohl solche vermeinte Wölffe, als der Satan, solches Gauckelwerck und Bethörung zubestärcken, welches alles hier desto deutlicher und gläubiger wird erfunden werden. Auch thut nichts zur Wahrheit solcher rechten Verwandelung, dass solche Leute selbst meynen oder

Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia II. Marcus, Bonn 1875, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_II_156.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)