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der andere bewirkt mit dem seinigen dasselbe zu Badenweiler. Doch, was noch wundersamer ist, die Erlösung der Nymphen in und um den Mummelsee, scheint auf der Lösung dieser warmen Wasser beruht zu haben; denn seitdem diese Quellen fliessen, sind jene Nymphen verschwunden, bis auf die lezte Spur![1]

5 Es sollen auch Seefräulein drin hausen, die man nicht nur allda wahrgenommen haben will, sondern die – wie man erzählt – sogar zu den benachbarten Hütten- und Dorfbewohnern auf Besuch zu kommen pflegen.

Das Lexikon von Schwaben erzählt: »Den 21. Juli 1756 ist aus einem kleinen Wölkchen, das in der Grösse eines runden Huts aus diesem See aufstieg, sich aber nach und nach vermehrte, eines der entsetzlichsten Gewitter entstanden, welches in einem Bezirk von acht Stunden alles verderbt hat. Die nahe wohnenden Seebacher haben schon öfters die Tiefe des See’s mit Seilen zu messen versucht, aber keinen Grund gefunden. Die Tiefe des Wassers lässt sich daraus schliessen: Wenn Steine von grossem Gewicht hineingewälzt werden, so entsteht nach einer halben Minute eine Blähung des Wassers mit einem Getöse, welches dem siedenden Wasser gleicht. Dasselbe wirft sich an dem Ort, wo der Stein gesunken, einen Fuss hoch auf, und braust wie siedendes Wasser. Dieses dauert vier bis fünf Minuten lang. In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, von 1730 bis 1738, machte man einen Versuch, den See aufzuschwellen, um hinlängliches Wasser zu erhalten, um Holz durch das Thal zu flössen. Kaum war der Damm fertig, so zernichtete die Gewalt des drückenden Wassers alle Werke; das ganze Thal mit allen am Wasser stehenden Gebäuden und Feldern wurde verwüstet; Kappel, Ober- und Nieder-Sachern, mit andern an der Acher liegenden Orten und Feldern, wurden verheert, und ein unbeschreiblicher Schaden angerichtet.«

Wenn ich nun auf meiner Homann’schen Karte die Gegend aufsuchte, und mitten auf dem wilden, unbewohnt scheinenden Gebirg den Lacus mirabilis antraf, so wünschte ich wohl seiner Zeit diesen unheimlichen Ort zu besuchen, glaubte aber nicht, dass mir diess je werden würde. Nun war er erreicht der Jugendwunsch, wie so manches im Verlauf des Lebens erlangt wird, nach was man ernstlich strebt, und wohl im Ganzen mehr, als man zu hoffen gewagt. Aber wie ganz anders war die wirkliche Anschauung als das selbstgemachte Bild?

Der Mummelsee ist auf drei Seiten vom Waldgebirg umschlossen und ligt, so zu sagen, am Hals des Katzenkopfs. Wäre er nicht ganz von Gehölz umgeben, so würde man von seinem Erdwall aus gegen Südwest durch den Ausschnitt des Gebirgs in die


  1. Beschreibung von Baden bei Rastatt und seiner Umgebung von J. L. Klüber. 2. Tl. Tüb. 1810. Cotta.
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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia II. Marcus, Bonn 1875, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_II_163.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)