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Bey gott kann, wie bekannt, kein Frevel straflos bleiben
So wohl an dem ders leid als denen die es Treiben
Ja selbst dem Christenthum, ist es grad zuwider
Ach hütet euch davor, ihr liebe gäst und brüder
Da wein bier und kafee bei dieser theuren welt
Wie die Erfahrung lehrt euch kostet so viel Geld
Drum trinkt ein Jeder so, damit er nicht darf borgen
Dann borgen macht dem Wirth wie auch dem gast viel Sorgen
Wie mancher ist dadurch um all sein Sach gekommen
Und hat auch vor der Zeit die Armuth zugenommen
Ich bit wer dieses liest der les es mit bedacht
So wird er Selbst gestehen Das es ist gut gemacht.


Osenbach bei Ruffach. Buschwirtschaft (lithographiert)

Solche Gäste hab ich gern
Die stets friedsam diskuriren
Essen trinken, zahlen gern
Und dann friedlich abmarchiren
Ihnen wünsch ich Fried und Glück
Kehren sie zu mir zurück.

     STRASSBURG IE KARL MÜNDEL     


SITTEN UND UNSITTEN AUS DEM RENCHTALE

Die Rench ist ein kleiner Fluss, der im nördlichen Schwarzwald unweit des Bades Griesbach entspringt, bei dem Bade Peterstal den St. Petersbach aufnimmt, dann in raschem Laufe durch ein zuerst schmales, später breites Tal vorbei an Oppenau und Oberkirch der Rheinebene zueilt. Am Rande der Berge, aber schon im Rheintale selbst, ligt Renchen an dem von hier an langsam fliessenden Wasser, das nahe bei Neu-Freistätt in den Rhein sich ergiesst. Die Rench gehört somit von der Quelle biß zur Mündung der nördlichen Ortenau an und ist nahe der Nordgrenze des alemannischen Gebietes. Aber Sprache und Sitten der Bewoner beweisen, dass hier das alemannische Element noch nicht jene Mischung mit dem fränkischen Wesen eingegangen hat, wie schon wenige Stunden weiter nördlich bei Rastatt und Baden-Baden.

Einige Sitten oder Unsitten der Bewoner des Renchtales sollen hier besprochen werden. Die Grenzlinie zwischen Sitte und Unsitte ist eine schwankende, oft bloß in der Zeit oder in der Auffassungsweise des Beurteilers begründete. Es ist jezt wol allgemein zugegeben,

Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia IX. Marcus, Bonn 1881, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_IX_050.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)