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in einem Augenblicke war vor den Anwesenden Alles durcheinander geworfen.

Dises Treibens überdrüßig ließ der Curé den Bürgermeister herbeirufen und erklärte im, daß er entschloßen sei das Pfarrhaus zu verlaßen. Inzwischen kam die Nichte des Pfarrers mit der Nachricht herein, daß der Geist die Kolpflanzen ausgerißen und in ein Erdloch Geld gelegt habe. Man gieng in den Garten und sammelte die Geldstücke; dabei stellte es sich heraus, daß diß eine Geldsumme sei, die der Curé an einem unverschloßenen Orte aufbewart hatte. – Einen Augenblick später lag das Geld vermischt mit fast wertlosen Kupferstücken in der Küche.

Als die Beamten des Grafen von Leiningen nach Walscheid kamen, giengen sie zu dem Curé und überzeugten in, daß diß alles Werk einer Hexerei sei, sie rieten zwei Pistolen zu nemen und sie in der Richtung abzufeuern, in der er irgend eine Bewegung bemerke. Zur selben Zeit steckte der Geist in die Tasche einer der Beamten zwei Silberstücke. Seit diser Zeit aber ließ der Geist nichts mer von sich hören.

Der Umstand mit den beiden Pistolen, die dem Treiben ein Ende machten, ließ dem Curé vermuten, der Kobold wäre kein anderer als ein gewißes misratenes Mitglid seiner Gemeinde, den er notgedrungen aus derselben ausgeschloßen hatte und der aus Rache dises Gaukelspiel veranstaltet hätte. Wenn dem so ist, so hat er sich unsichtbar gemacht oder besaß die Macht an seiner Stelle seinen Schuzgeist zu schicken, der wärend einiger Wochen den Curé quälte. Aber wenn er nicht körperlich in dem Hause war, wie hatte er die Pistolenschüße zu fürchten, die man auf in abzufeuern drohte und wenn er körperlich da war, wie konnte er sich unsichtbar machen?

Calmet I p. 194.


6 Der Küfer von Egisheim

In einer Stadt des Elsaßes Hegotesen (Egisheim) lebte ein Mann, der angezogen von dem Rufe des heil. Deodat im ein Stück seiner Güter abtrat. Darunter war ein Stück Rebland, das der Geber besonders hochschäzte, da dort ein vortrefflicher Wein reifte. Nach einiger Zeit reute in das Geschenk und er heimste für sich die Ernte des Wingert ein. Den gewonnenen Wein ließ er in ein Faß füllen und bewarte in sorgfältig im Keller auf. Eines Tages als er seinen Freunden eine Gasterei gab, befal er heiter gestimmt dem Küfer, im von disem Wein, den er für den köstlichsten seines Kellers hielt, zu bringen. Der Küfer eilte in den Keller und wollte aus dem Faße den Wein ablaßen. Es kam nur wenig Wein, plözlich aber mit lautem Getöse ein ungeheurer Fliegenschwarm aus dem Faße. Der Küfer ließ seine Kanne erschreckt fallen und sprang hinauf um das Wunder zu erzälen, gefolgt von dem Fliegenschwarm. Hier fielen nun die Fliegen mit

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XII. Marcus, Bonn 1884, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XII_111.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)