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wissen, so recht brüderlich mit dem schicksalsverwandten Mitarbeiter an dem heiligen Werk der „stammheitlichen“ Rettung, Dr. Adolf Bacmeister (1827–73). Seit ihrem fast gleichzeitigen ersten Haupterfolg (Bacmeisters „Alem. Wanderungen“ 1867 und Birlingers „Alemann. Sprache rechts des Rheins“ 1868) sind wir in Württemberg gewöhnt, sie gleichsam in einem Atemzug zu nennen, wenn auch jeder sein Feld wieder anders bebaute. Bacmeister war zugleich Dichter und Schriftsteller, „ein originell kräftiger Geist, der den Leser in die vergleichende Sprachwissenschaft und in die Kunde unserer Vorzeit in so anmutiger Weise einführt, dass derselbe sich zu dem bedeutenden Mann gewiss auch persönlich hingezogen fühlt“ (R. v. Schmid). Birlinger ist und bleibt der Fachmann, dem der Einblick in das Wesen und die Entwicklung des Volkstums nächster und höchster Zweck war, ohne auf seinen Stil diejenige Sorgfalt verwenden zu wollen, die ihm über Kenner- und Gönnerkreise hinaus eine freundliche Teilnahme gesichert hätte.

Einer merkwürdigen Ähnlichkeit in ihrem Lebensgang müssen wir indessen noch Erwähnung tun, ehe wir unsere Aufmerksamkeit ausschließlich dem zuletzt vor uns geschiedenen Germanisten zuwenden. Beide schienen zum Priesterdienst ihrer Kirchen bestimmt; aber unerwartete Zeitereignisse, die Launen des fast allmächtigen „Augenblicks“, rissen sie aus ihrer stillen Bahn heraus, um beide der weltlichen Wissenschaft zuzuführen: der evangelische „Stiftler“ ward 1848 zum Politiker und bewegte sich später auf dem protestantenvereinlichen Boden seines speziellen Freundes Heinrich Lang († 1876 in Zürich); der geweihte katholische Priester ward 1870 von der „altkatholischen“ Bewegung erfasst und schloss sich bald der Gemeinde des preußischen Bischofs Reinkens an. Doch hat ja die Geschichte der Wissenschaft nur mit der „Person“ und ihrer fachmännischen Arbeitsleistung zu schaffen. Fassen wir also in Kürze zusammen, was geeignet erscheinen dürfte, das Bild der im Dienst seiner Wissenschaft allzeit opferbereiten Erscheinung Prof. Birlingers in uns lebendig zu erhalten.

Anton Birlinger ward geboren in dem freundlichen Gäudörflein Wurmlingen (O. A. Rottenburg) am Westfuße des Hügels, der die von Uhland besungene „Wurmlinger Kapelle“ trägt. Sein Vater Balthasar B. (geb. 22. Nov. 1804) hatte das heute noch bestehende Gasthaus zum Löwen in Besitz und Betrieb, starb aber leider in seinen besten Jahren (24. April 1839), als Anton kaum sein fünftes Lebensjahr übersehritten hatte. Die Witwe, Elisabeth

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Anton Birlinger, Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XIX. Hanstein, Bonn 1892, Seite Ξ. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XIX_010.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)