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17 Der Charlemont

Nördlich von Leberan und an der Mündung des Deutsch-Rambachtales, ragt ein spizer waldbedeckter Berg empor. Von den Umwonenden Charlemont, seltener Karlsberg genannt. Auf der Spize desselben ligt ein mächtiger Felsen mit prachtvoller weiter Aussicht. Man erzält im Lebertal, daß die Feen einst eine Brücke über das Tal hätten bauen wollen, deren einer Pfeiler der Charlemont, der andere der „wälsche Hochfelsen“ des Tännchel hätten sein sollen.

Auch an Karl den Großen knüpft die Sage an. Er soll dort oben einst ein festes Schloß gehabt haben. Andere erzälen, daß er einst vor seinen Feinden über den Berg habe fliehen müßen. Man will noch jezt in einem der zallosen Riße und Sprünge des Felsens die Fußspur seines Rosses sehen.


18 Der Ungersberg

Von dem Ungersberge, SW von Barr, erzält man, wie auch von Tännchel, daß der Berg im Inneren vollständig hol und mit Waßer angefüllt sei. Bricht das Waßer einmal aus, so muß die ganze Umgebung vergehen. Deshalb, um den Ausbruch zu hindern, haben die „Alten“ die ungeheuren Steinmassen auf dem Gipfel aufgehäuft.


19 Der Zellenberger Burgersmann

Wenig bekannt ist eine alte Sculptur, die in dem Stalle eines Privathauses an der Stadtmauer von Reichenweier eingemauert ist. Sie stellt einen Mann dar, der einen schweren Sack trägt. An dise Gestalt knüpft eine Reichenweier Lokalsage an. Die Schweden umlagerten einst lange die Stadt, one die starken Mauern und den festen, trozigen Sinn der Bürgerschaft brechen zu können. Da erbot sich inen ein „Zellenberger Burgersmann“ und versprach zu nächtlicher Stunde inen eine schwache unbewachte Stelle der Mauer zu weisen. Der Anschlag gelang. Die Schweden brachen unaufhaltsam Nachts in die schlafende Stadt ein und übergaben sie der Plünderung. Der Berg, von dem aus sie eindrangen, heißt noch jezt der Armenberg, weil Reichenweier damals arm wurde. Als die Feinde wie ein Sturmwind vorübergebraust waren und die Bürgerschaft der hart mitgenommenen Stadt wider aufatmete, gelang es den verräterischen Nachbar zu fangen. Man hielt Gericht über den Unglücklichen, verurteilte in und mauerte in lebendig an der Stelle der Stadtmauer ein, die durch seinen Verrat vom Feinde erstigen worden war. Zum ewigen Angedenken und zur Warnung wurde an der Stelle das Bildnis des Mannes, wie er mit dem schweren Geldsack auf dem Rücken davoneilt, eingehauen. – Manchen Sturm

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XI. Marcus, Bonn 1883, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XI_034.gif&oldid=- (Version vom 31.7.2018)