Seite:De Alemannia XVIII 189.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gegen den gemeinsamen Feind, um in zu beobachten. Da sagte – so erzält man spöttisch im Montavon – ein Paznauner Kamerad zum andern: „Ducke di’, schmucke di’!“ und als der Feind wirklich gegen die Wache haltenden Posten anzurücken drohte, duckten und schmuckten sich die Paznauner und liefen davon. Die Montavoner fiengen die Worte: „Ducke di’, schmucke di’!“ rasch auf, und seit der Zeit heißen die Paznauner bei den Montavonern die Schmucker. (So hießen bei den Schweizern die Schwaben überhaupt. Rechtsrhein. Alamannien S 46. AB).

Die Paznauner jedoch tragen den Montavonern für dises etwas anrüchige Anhängsel erlich ire Schuldigkeit ab, indem si die Deutung des Talnamens Montavon (Muntavô, Muntavû) folgendem Ereignisse zuschreiben: Zwei Montavoner betraten, wie die Paznauner – besonders sind es die dem Montavon benachbarten Galtürer – neckisch behaupten, den unerlichen Weg des Diebstals. Wärend der eine begirig nach dem fremden Eigentume seine Hände ausstreckte und gehörig zugrif, war der andere auf der Lauer und gab acht, ob sie wol von niemand bemerkt würden. Doch als er warnahm, wie jemand aus einiger Entfernung seine Schritte auf sie zulenkte, so rief er seinem Kameraden eiligst entgegen: „Munta (munter) davô!“[1] Von disem alsbald ruchbar gewordenen Rufe sei der Name Muntavô, Montavon entstanden. Wir laßen es dahingestellt sein, ob disen Neckereien etwas Wares zugrunde lige. Vgl. Rechtsrhein. Alamannien S 42. AB.

Die Montavoner wie die nachbarlichen Paznauner nennen die Bewoner von Bludenz hinab biß Bregenz die Schnapfen, (vgl. HSander in der Alemannia) worüber sie sich ser beleidigt fülen, und man spricht von einer Schnapfenalpe, von einem Schnapfenberge, -keller, die im Jamtale (Seitental des Paznauns) gelegen sind und den Gäfnern (bei Feldkirch) gehören.

Die Kappler heißen die Obertaler (das sind die Bewoner des obern oder hintern Paznauns mit den Gemeinden Ischgl und Galtür), die Biziger oder Bizimander, weil sie a biz für a bißli (ein bißchen) sagen. Dafür werden die Kappler von den Obertalern und noch mer von den Bewonern von See und Langesthei (beide im Paznaun) die Taschen, Kapplertaschen gescholten, weil sie früher lange Taschen (Reisetaschen), mit unverhältnismäßig vilem Mundvorrat bepackt, umgehängt hatten, wann sie auf den Markt oder auf die Alpe giengen, um ir Vih zu holen. Die Kappler sind über disen Spiznamen ser aufgebracht und rächen sich wider damit an den Seern, daß sie dise die Kropfeta schimpfen, weil es in diser Gemeinde


  1. Im Allgäu fragt man: welches ist der älteste Adel? Die Montfort, als der Engel Adam und Eva vоm Paradise jagte, rief ir mont fort! d. h. ir müßt fort. AB
Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XVIII. Hanstein, Bonn 1890, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XVIII_189.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)