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zimlich vile Leute mit Kröpfen gibt. Die Kappler und die Langestheier singen auch ein Spottliedchen auf die Seer, welches also lautet:

„Hui lusti’ miar Bearger!
Dia Seaber haba Kröpf’;
Dia schwinga si über d’ Achsla
Wia di Bötler dia Söck’.“

Die Langestheier werden von den Seern hier und da als die Buanaplâscha[1] (Bonenscheiden) bespöttelt, weil sie vil Bonen anpflanzen und eßen. Besonders gerne werden im Herbste die grünen Bonen – und Erbsenscheiden sammt irem Inhalte gesotten und verzert.

Schließlich erwänen wir noch folgende launige Reimzeilen:

Über Zeinis hea | Goltürer Schnea | Mathoner Koara, | Ischgler Zoara,
Ulmiger Râ, | Plottastâ, | Koppler Spiz, | Oberhauser Wiz,
Pearpoter roati Röck, | Longezthâer Вöck, | Seaber Kröpf’, | Pianner Spöck’.

CHR. HAUSER     


DIE SAGEN VORARLBERGS[2]

Dises Sagenbuches Wurzeln reichen biß in die denkwürdigen Vierziger Jare zurück. Einmal hat JVZingerle, angeregt durch Simrocks Rheinsagen, schon 1842 ff noch als Gymnasiast seine und seiner jungen Freunde Augen und Oren auf das Volkstuemliche Tirols und Vorarlbergs gelenkt. Dann bot Vonbun schon wenige Jare später (1847) die Früchte seines Sammeleifers in einem wenn auch noch dürftigen magern Bändchen. Waren die genannten Vierziger Jare höchst günstig für das Studium des Volkes und seiner Schäze, waren schon die Dorfgeschichten eine heißersente Kost, so hat die Sprachforschung noch ganz besonderes Interesse gezeigt: die Sagen erschinen in der Mundart, und das empfal sie gleich von vorneherein den Germanisten. Heute sind es 20 Jare, seit der Verfaßer die Augen schloß und heute ist seine allerlei Wandelungen unterworfene Gesammtsammlung mit zalreichen Beiträgen von Freunden und Gleichstrebenden, lebenden und bereits verstorbenen, von verständnisvoller Hand besorgt worden. Die Verzögerung ist durchaus nicht zu bedauern;


  1. Plâscha vom roman. plasta = griech. πλάσμα »Gebilde.«
  2. Nach schriftlichen und muendlichen Ueberliferungen gesammelt und erläutert von Dr. FJVonbun. Zweite vermehrte Ausgabe. Nach der hinterlassenen Handschrift des Verfaßers und anderen Quellen erweitert und mit einem Lebensabriß Vonbuns versehen von Hermann Sander, Innsbruck Wagnersche Universitäts-Buchhandlung 1889 8° XCVI und 314 S.
Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XVIII. Hanstein, Bonn 1890, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XVIII_190.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)