Seite:De Alemannia XVII 278.jpg

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eines berümten, seligen Adam Schmied als unmittelbaren Nachbars rümen können, werden es mir keineswegs verargen oder ungünstig deuten, wenn ir Landsmann dasselbe den Lesern der Alemannia, die schon einmal eine derartige Erzälung brachte, mitteilte. Die Sage ward mir also geschildert: In dem kleinen Weiler Obermahren verabredeten sich einst merere Männer, die im Heimgarten beisammen saßen, den Teufel zu beschweren, daß er komme und inen Geld bringe. Zu disem Zwecke zogen sie auf dem Stubenboden einen großen Kreis, sezten sich in dessen Peripherie und riefen mit lauter Stimme: „Teufel, bring’ uns Hunderttausend hiesiger Münze!“ Da wälzte sich plözlich ein großmächtiger „Wurm“ (Lindwurm) von scheußlicher Gestalt bei der Türe herein und schlang sich rings um die Kreislinie herum, so daß er die vor Schrecken bleichen Männer umgab. Alsbald erschin auch der Gottseibeiuns mit einer großen Kiste Geld, stellte dise in die Mitte des Kreises und sezte sich darauf. Jezt vergegenwärtige man sich die entsezliche Lage, in welcher sich die bedauernswerten Männer befanden: sie sind umringt von der grauenvollen Schlange, so daß inen jegliche Aussicht auf ein Entfliehen benommen ist, und in irer nächsten Mitte sizt der leibhaftige Satan auf der verhängnisvollen Kiste und wänt sich bereits in sicherm Besize seiner Opfer. Die Obermahrer Bauern konnten durch Beschwerung den Teufel wol zwingen, zu kommen und Geld zu bringen, sie wißen sich jezt aber keinen Rat, wie sie denselben sich wider vom Halse schaffen könnten. Sicherlich wäre es um sie alle geschehen gewesen, hätte sich nicht zu irem Glücke noch jemand im Hause befunden, der die schauerliche Situation der totenblassen Männer beim Eintritte in die Stube gewarte. Sofort eilte derselbe flugs in das Dorf Kappl und rief den Herrn Curaten zu Hilfe. Diser war eiligst in die Stube gekommen, überblickte rasch die gefärliche Lage der Männer und beschwor den Satan, zu weichen, Derselbe nam die Kiste Geld und verließ – wie auch die schauerliche Schlange – unter schrecklichem Lärm und Zurücklaßung eines abscheulichen Schwefelgestankes das Haus, und die Männer atmeten wider frei auf und waren herzlich froh, für dißmal noch mit heiler Haut davongekommen zu sein. Später aber ließen sich’s die Obermahrner Bauern nie mer beifallen, durch Beschwerungen den Teufel „Geld bringen zu machen.“ Der oben erwänte Berichterstatter erzälte mir diß Märchen mit der Bemerkung, er glaube nicht, daß sich etwas derartiges wirklich in Obermahren je zugetragen habe, und sezte bei, er würde niemals den Teufel um Geld angehen, weil dasselbe nur Blendwerk sei und sich schließlich als bloßes Laub oder Dreck herausstellte.


2 DER WECHSELBALG

Dise Sage ist der eben in Druck befindlichen 2. Aufl. der Sagen Voralbergs von Vonbun einverleibt (S 44 ff), die Direktor HSander

Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XVII. Hanstein, Bonn 1889, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XVII_278.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)