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Inntal. Das Paznaun – biß in die neueste Zeit eine ser abgelegene Landschaft, die von der Trisanna durchströmt und von hohen Bergen umgeben wird – ligt im Westen Tirols, beginnt bei dem Schloß Wiesberg (1½ Stunde westlich von Landeck), wo sich der 86 m hohe Trisanna-Viaduct befindet, erstreckt sich ziemlich parallel mit dem Stanzertal in südwestlicher Richtung und endet mit dem Joch Zeinis, worüber ein bequemer Übergang in das Tal Montavon fürt. In neuester Zeit jedoch wird von Touristen die wegen irer Aussicht lonendere Bielerhöhe ebenfalls als Übergang aus dem Paznaun (Vermonttal) in das Montavon benuzt. Das Tal Paznaun hat von Wiesberg biß zum Zeinisjoch eine Länge von ungefär 9 Stunden.

Am rechten Ufer der Trisanna öffnen sich bei den Dörfern Ischgl (aus rom. isola) und Galtür (rom. Cultura) wider bedeutende Seitentäler: das Fimba- und das Jamtal, von denen über gletscherreiche, (früher) selten begangene Jöcher Wege ins Engadein füren. Das Tal Paznaun besizt seit 1887 auch eine neue farbare Straße biß zu dem lezten Dorfe Galtür, welches 1537 m über dem Meere in einsamer Gegend ligt, welche kein Getreide, ja kaum einen Baum mer aufkommen läßt, aber schöne Wisen darbietet.

Die Obertäler (so nennt man die Bewoner des hintern Paznauns, das die Gemeinden Ischgl und Galtür in sich begreift) tragen noch einige Kennzeichen ires ursprünglichen Zusammenhanges mit Graubünden, in welches der gewönliche Weg durch das Fimbatal hinter Ischgl fürt (meistens romanische Weiler-, Flur-, Bach- und Bergnamen); die Galtürer sind zugleich in vilem den benachbarten Vorarlbergern änlich (nach Jos. Bergmann, „Untersuchungen über die freien Walser“ … „sind die Galtürer zum Teil Walser“); dagegen gleichen die Untertaler (die Gemeinden Kappl und See) zumeist den anwonenden Oberinntalern. „Doch ungeachtet diser Verschidenheiten haben sich die Paznauner durch die Abgeschloßenheit irer Gegend und durch fortwärende Mischung zu einem eigentuemlichen Talvölklein ausgebildet, dessen besondere Mundart bajuvarische, alemannische und romanische Elemente verbindet.“ (A. Flir, „Bilder aus den Kriegszeiten Tirols“. 2. Aufl. 1878, S 125.)

CHR. HAUSER     


ALTDEUTSCHE STUDIEN IM XVII JARHUNDERT
I

Ligt demnach gantz unwidersprechlich sonnenklar am hellen Tage, daß zu Caroli M. Zeiten uhralte teutsche Lieder vorhanden gewesen, welche er selbst mit eigener Hand in Schrifften verfasset und auswendig gelernet. Wo diese alte teutsche Lieder hinkommen seyen, kan man eigentlich nit sagen. Vielleicht steckt noch manches in denen Klöstern und anderstwo hin und wieder verborgen: und gehöret hieher, was Herr Spangenberg in dem andern Theil deß Adel-Spiegels und dessen II. Buchs 48. Capitel geschrieben, von dem auch wohl zu mercken, daß dessen Wort einer absonderlichen Gutthat Meldung thun, welche die Nachwelt denen alten Meistersingern zu danken. Man lieset bey ihm: „Es haben unsere Vorfahren, die uhralten Teutschen, den Gebrauch nit gehabt, viel Chronicken

Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XVII. Hanstein, Bonn 1889, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XVII_280.jpg&oldid=- (Version vom 1.4.2019)