Seite:De Alemannia XVI 061.jpg

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erlöst was, dienet fürbas der muotter aller gnaden vnd seit allain sinem bichtvatter, wie es im in der sach ergangen was, suss verschwayg ers allen menschen bis an sin end. Do er markt, das er sterben wolt, do offnet er die sach dem apt vnd allen brüder zelob gott dem allmächt[gen] vnd siner werdesten muotter vnd magt Maria. Die wellint wir anrüffen, sy vns mit irem mütterlichen fürbitten well erwerben, wir vnser leben also schikint im zit der gnaden, das wir die fröd der ewgen säligkait mugint besitzen. Das verlich vch vnd mir gott vatter, sun vnd hailger gaist. Amen.

Bittend gott für die schriberin.
BERLIN JOHANNES BOLTE     


DER UNTERIRDISCHE SCHAZ IN ÜBERLINGEN

Überlingen war ehedem eine freie deutsche Reichsstadt und als solche wolbewert mit Türmen, Mauern u. Gräben. Noch jezt stet mancher alte Turm als grauer Zeuge der frühern Werhaftigkeit, da u. dort sind auch noch Überreste der Schuzmauern u. die alten, die Stadt ringsumgebenden Festungsgräben, welche aus dem Molassefels gehauen sind, wurden zu hübschen Anlagen u. Spaziergängen umgewandelt u. bilden jezt eine Zierde der Stadt.

An den Mauern u. in den Gräben trifft man mitunter eingefallene Gewelbe oder auch zugemauerte Tore, welche dereinst in unterirdische Gänge fürten, deren es vile gab; denn die einzelnen Festungstürme sollen auf dise Weise mit einander wie auch mit andern wichtigen Punkten der Stadt in Verbindung gestanden sein; so ist im Graben am Bärfüßertore in der Nähe der Bestlemüle noch eine Maueröffnung, durch die man mittelst eines Ganges zur sog. „Burg“, der ehemaligen Residenz des Alamannenherzogs Gunzo, gelangen konnte. Andere heimliche Gänge sollen unter der Stadt hinziehen biß an den See hinab und da u. dort mit Häusern in Verbindung sten. So soll im Münster eine geheime Treppe beim Hl. Dreikönig-Altar in ein unterirdisches Gewelbe hinabfüren. In disen unterirdischen Gängen sind – so erzälen noch heute alte Leute – seit unvordenklichen Zeiten ungeheure Schäze aufgehäuft, welche in Kriegsjaren dahin geflüchtet wurden, u. zwar in solcher Menge, daß die ganze Stadt, wenn sie dreimal verbrannte, dreimal wider aufgebaut werden konnte. Nur wenige Mitglider des Magistrats, der sog. Geheime Rat, kannte den Ort, wo der Schaz geborgen lag; allen Andern war er unbekannt. Heutzutage sind die unterirdischen Gewelbe u. Gänge größtenteils verschüttet u. die Zugangstore zugemauert.

An der Krummbergstraße, oberhalb des Rosenobelturms, findet sich ein solch zugemauerter Torbogen, dem die Jareszal 1674 eingemeißelt ist; von hier aus zieht ein unterirdischer

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XVI. Hanstein, Bonn 1888, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XVI_061.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)