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DER VORSICHTIGE HANS

Ein schwaebisches Bauernliedchen

1
Und wenn i an mei Graita denk,

     So lacht mer’s Herz im Laib.
Wills Deikers sey, wenn i se laß!
     Was gilt’s se wird mei Waib!
Ich hau er’s schau vorlängste gsait:
     Ey Graita du wirst mei!
Uf’s allerlängst bis Jockels-Tag
     Muos auser Hauzich sei.

2
Und wenn se in de Kircha gat,

     So gat se au so rei!
Se gat daher wi a Kammermagd
     Und ausers Vogts de sei.
Se gat ganz ufgepuzt daher.
     Se trait ’n rauta Rock,
Mit bloa Fäda ausgenäth,
     Als wie ’n Ulmer-Dock.

3
I hau er airst am lezten Märckt

     ’N Mieder-Riema gai,
I kauf ’r jo mei Leaba lang
     Kai Mieder-Riema mai!
Es mögt m’r einer allgemach
     Zum Leadle aine gau[1]
So müeßt i, schlah mir’s Bleachle,[2]
     De Spott zum Schade hau.

Aus der Zeitschrift: Die Schreibtafel 7. Lieferung Mannheim 1779 S 87–89. Der ungenannte Einsendеr bemerkt noch: „Schade, daß ich Ihnen die Melodie, und die wahre Aussprache nicht auch mit im Briefe schicken kann. Doch ist zu bemerken, daß mein, sein, rein und dergl. nicht wie Sie sonst: mei, sei, rei, aussprechen würden, sondern wie mein ausgesprochen werden, nur das man das n nicht hört.“


EIN SCHWAEBISCHES LIED.

Mein Mann das ist ein lumpe Man,
mein voriger man, das war so ein feyner man,
wan ich mait, he schertzete,
wan ich mait he schebehertzete
so pletztete schon da hehe.

Nic. Zangius, Ettliche Schöne Teutsche Lieder mit Fünff Stimmen, Cölln 1597 Nr. 5.

JBOLTE     

  1. „Dieses ist nach den Reglen der Ritterschaft unter den Bauern in Schwaben eine Nothwendigkeit, dass der Liebhaber nicht durch die Hausthüre zu seiner Schönen kommt, sondern mit Gefahr den Hals zu brechen, zum Kammerfenster hineinsteigen muss.“
  2. „Ein erlaubter Fluch, anstatt mit Donner und Wetter zu scherzen.“
Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XVI. Hanstein, Bonn 1888, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XVI_247.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)