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Schwaben 462. Solche Blendlinge sind auch wir allhie zu Vlm, gewesen, da wir noch vor 800 Jahren im finstern Heydenthum gestecket.

I 512


Wallfahrt nach Ehingen. Also wallen etzliche zu U. Frawen nach Loretto, andere zu U. Frawen nach Regensburg, andere nach Worms, andere zu U. Frauen naher Ehingen.

I 528


Künstler in Ravensburg. Noch die stundt lebt ein Dräher zu Ravensburg, Namens Oswald Nördlinger, welcher in ein Pfefferkörnlein 1500 Becherle drehen kan. Wer solte das für möglich halten? Noch ist jhm in Warheit so.

I 94

ABIRLINGER


UEBERLINGER SAGEN[1]

1 DER GEIST DER GUNZOBURG

In der Oberstadt Überlingens, dem sog. Dorf, stet ein altes Haus, welches die „Burg“ heißt; denn der Alamannenherzog Gunzo soll hier gewont haben. Überlingen war nemlich ursprünglich der Siz der Herzoge von Alamannien. Über dem Tor des Hauses ist noch jezt das Bild eines geharnischten Ritters zu sehen mit der Inschrift: „In dieser burg residierte im Jahre 641 Gunzo Herzog von Schwaben und Allemanien.“ Jezt gehört das Haus einem Landwirt. In frühern Zeiten erschin den Hausbewonern bißweilen ein großer über sechs Fuß hoher schwarzer Ritter mit geschloßenem Visier; er kam plözlich und verschwand ebenso. Auch manchen Leuten, welche hinter dem Haus des sog. „Burggäßchen“ hinaufgiengen, begegnete er, verfolgte sie und warf sie in den Stadtgraben hinab. Als aber unter die Dachtraufe an der untern Hausecke gegen das Gäßchen ein Kreuz unter Ziegelsteinen vergraben worden war, konnte der Geist nicht mer herunterkommen. Im Hause jedoch zeigte er sich noch von Zeit zu Zeit. Vor etwa 5 Jaren kam er Abends in das Zimmer, wo die hochschwangere Frau des Hausherrn bereits zu Bette lag: die Türe öffnete sich geräuschlos, ein schwarzer, gewaltig großer Ritter mit unkenntlichem Gesichte trat herein, in der Hand ein Kolengefäß, aus welchem Feuerfunken sprühten. Nachdem er im Zimmer umhergegangen, beugte er sich über das Bett der Frau und schüttete das Flammengefäß aus, so


  1. d. h. Sagen aus Ueberlingen und Umgegend
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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XVI. Hanstein, Bonn 1888, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XVI_256.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)