Seite:De Alemannia XV 133.jpg

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Herzenleid nicht mer allein tragen und vertraute es darum irer Nachbarin. Dise riet ir, den Son geistlich werden zu laßen, so daß er biß zum gedungenen Termin Priester wäre, wodurch der Zauber gelöst werde. Der Mutter gefiel diser Rat und da sie zu arm war, dises Vorhaben ausfüren zu können, so wanderte sie mit irem Sone an St. Simon- und Judätag dem benachbarten Kloster zu. Alles hatte seinen gewünschten Verlauf; die Eltern lebten ruhig und zufriden und gedachten kaum mer des verwünschten Paktes. Da kam die Zeit heran, da der Son die erste heilige Messe lesen sollte; der ganze Akt verlief ruhig und würdig, als nach Beendigung des Gottesdienstes das Mönbachweibchen in freudestralender Mine am Plafond der Kirche erschin, den Pakt zerriß und die Fezen auf die Versammlung niderwarf. – Ein reicher Bauer zu R. war plözlich gestorben und die Sage gieng, er habe tausende von blanken Talern hinterlaßen. Da die Söne alles durchstöberten, aber des Vaters Geldkiste nicht finden konnten, so begab sich der älteste Son um die Mitternachtsstunde in den Mönbach und fragte die freundliche Fee um Auskunft, wo sein Vater das Kistchen verborgen habe. Dise antwortete: „tief unten im Kellergrunde sind die goldenen Vögel vergraben.“ Die Söne hatten nichts eiligeres zu tun, als nachzugraben. Einen Schaz fanden sie nicht, wol aber hatten sie den Keller bald voll Waßer. – Nicht selten erscheint das Mönbachweibchen in den Wonungen als Hausgeist und tut den faulen Knechten und Mägden die Ere an, sie zu züchtigen für ire Läßigkeit im häuslichen Dienst. Es bläst inen das Liecht aus, zieht inen im Bett die Decke weg, stößt inen die Milchkübel um etc. Ebenso besucht es gern die Kunkelstuben des Dorfes und bringt der Spinnerin, die am raschesten und schönsten spinnt, eine goldene Spindel. Ein armes Kind verlor auf dem Wege seine Spindel und fieng laut zu weinen an. Die gute Fee erbarmte sich des Kindes und gab im eine hellglänzend goldene Spindel. Als dises nachher den Hergang erzälte, machte sich eine schlaue Spinnerin auf, warf ire Spindel weg und fieng zu jammern an. Bald erschin die Fee und hielt ir eine goldene Spindel hin, die sich aber in irer Hand zu einer Rute verwandelte.

Mündlich


2 DAS WEIHELAMM IM KLOSTER PFULLINGEN[1]

Herzog Christoph baute sich anno 1563 in der Stadt Pfullingen ein Jagdschloß. Seit den 40er Jaren Irrenanstalt von Dr. Flamm. – Zwei Töchter aus dem Geschlechte der Rempen, Mechthild und Irmel, stifteten das Kloster 1250 zu Eren der heiligen Cäcilie nach den Regeln der Clarissinnen. Nach seiner Eröffnung war die erste Gabe ein Lamm, das aber nicht


  1. Mein Aus Schwaben I 23.
Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XV. Hanstein, Bonn 1887, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XV_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)