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erklärt der zweite der herbeigerufenen Geister auch so schnell zu sein wie die Kugel aus dem Rohr, gerade wie in der Sage von den Ahornhäusern. Auch in dem von K. Simrock herausgegebenen Puppenspiel sagt der 5. Geist dasselbe.[1] Allerdings treten hier nicht weniger als acht verschiedene Geister auf. Sie sind so schnell: 1. wie die Schuccke im Sande, 2. wie das Laub von den Bäumen fällt, 3. wie der Bach vom Felsen stürzt, 4. wie der Vogel, 5. wie die Kugel aus dem Rohr, 6. wie der Wind, 7. wie die Pest, 8. wie die Gedanken des Menschen. Andre Fassungen des Puppenspiels zeigen andre Wendungen; doch bleiben die gewöhnlichsten: Pfeil oder Büchsenkugel, Wind, Menschengedanken. Der letzte Zug ist durchgehend als höchste Steigerung.[2] Und das war gut und richtig gedacht. Gänzlich verfehlt ist die unerträglich spitzfindige Ausführung der Szene in Lessings Faustbruchstück,[3] wo als allerhöchste Geschwindigkeit der Uebergang vom Guten zum Bösen erscheint. Der echte Lessing: epigrammatisch scharf, aber durchaus undramatisch und innerlich unwahr.[4]

Auch zum dritten Teile der Sage finden wir, sogar landschaftlich noch näher, eine vorzügliche Entsprechung in Baaders Sagensammlungen.[5]

Der Ahornbauer.

Als ein Mann von Simonswald[6] wegen Zauberei verbrannt werden sollte, sprach er: „So gewiss bin ich unschuldig, als bei meinem Haus ein Ahornbaum wachsen wird.“ Gleich nach der Hinrichtung kam auch bei dem Haus ein Ahorn hervor; und seit dem ist dort immer ein solcher Baum; denn wenn man den einen umhaut, wächst unverzüglich ein anderer nach. Von dem Baum hat der Hofbesitzer den Namen Ahornbauer erhalten.


  1. Volksbücher IV, 169–171.
  2. Vgl. O. Schade im Weimarischen Jahrbuch V, 277–281.
  3. Sämtl. Schriften. Hg. v. K. Lachmann. 3. Aufl. v. F. Muncker. III, 382–384.
  4. Ueber die Befragung der Teufel nach ihrer Schnelligkeit vgl. noch W. Creizenach, Versuch einer Gesch. des Volksschauspiels von Dr. Faust. Halle 1878. S. 52 ff.
  5. Neugesammelte Volkssagen aus Baden. Karlsruhe 1859. Nr. 57, S. 41.
  6. In dem von Süden her in das Elztal oberhalb Waldkirch mündenden Simonswäldertal.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXII. Hanstein, Bonn 1894, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXII_079.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)