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der vorgeschriebene „Revers“ (Abschwörung der Teilnahme an Burschenschaften, Landsmannschaften usw.) weg.

Dass bei Beginn der Unruhen gleich die Einnahmen stockten und bald ganz ausblieben, ist schon früher erwähnt worden. Es war also eigentlich eine überflüssige Vorsicht, wenn ein Ministerialerlass vom 25. April „tunlichst Beschränkung der Kassenvorräte, so lange die Unruhen dauern“, anbefahl.

Ueber die Einquartirungslasten vgl. Pfister a. a. O. S. 168.

Am 29. Juni war Erzherzog Johann v. Oesterreich von der Nationalversammlung in Frankfurt zum Reichsverweser gewählt worden, und in der ersten Woche des Septembers war derselbe auch nach Freiburg gekommen, wobei ihm die Universität ein von Prof. Baumstark verfasstes Begrüßungsschreiben in Diplomform überreichte.

Aber mit der eben genannten Wahl war natürlich die deutsche Einheits- und Oberhauptsfrage nicht gelöst, sondern begann gerade jetzt der Gegenstand lebhafter Erörterung zu sein und die Gemüter mächtig überall zu erregen. Im Januar 1849 unterzeichneten auch viele Mitglieder der Universität eine in Umlauf gesetzte Zuschrift an die Reichsversammlung, die den Wunsch enthielt, die deutsche Reichskrone möge dem Hause Hohenzollern übertragen werden. Dass die Kaiserwahl am 28. März in diesem Sinne ausfiel, ist bekannt; ebenso aber auch, dass Friedrich Wilhelm IV. die ihm angebotene Würde nicht annahm. Dadurch war die deutsche Einigung wieder in die ferne Zukunft gerückt, und man sah trüben Tagen entgegen.[1]

Das Jahr 1849 war insbesondere für Baden gefährlicher noch als das vorhergehende infolge der Meutereien des Militärs.[2] Auch jetzt taten sich Freiburgs Akademiker wieder zusammen und richteten eine Bitte an den Stadtrat um Aufnahme in die Bürgenwehr und Abgabe von Gewehren. Der


  1. Einen sprechenden Beweis für die pessimistische Stimmung jener Zeit liefert das Schriftchen des Freiburger Universitätsprofessors Werber „Deutschland im Wendepunkt unserer Zeit, besonders in politischer und sozialer Beziehung“ Frbg. 1849, bezw. die als Anhang (S. 173 ff.) beigegebenen „patriotischen Lieder.“
  2. Vgl. Bekk a. a. O. S. 298 ff. und Häusser „Denkwürdigkeiten zur Gesch. d. bad. Revolution.“ Heidelberg 1851. S. 272 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXII. Hanstein, Bonn 1894, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXII_203.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)