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Auf Verlangen einiger Senatoren wurde jedoch in der Angelegenheit Schreibers („betr. die verfügte Suspension seiner angekündigten Vorlesungen“) eine nochmalige Sitzung auf den 7. Mai (früh morgens) angesagt. Die weitläufigen Verhandlungen dieser Sitzung, die Reden und Gegenreden des Prorektors und des Vertreters der theologischen Fakultät (Schleyer) einerseits und der übrigen Senatsmitglieder (v. Woringen, Stromeyer, Sengler) andererseits[1] finden sich bei Buss a. a. O. S. 223–226 genau nach dem Protokoll abgedruckt. Ich kann daher schon deshalb dieselben hier übergehen und begnüge mich damit, das schließliche Ergebnis der Verhandlungen zu verzeichnen. Es wurde – mit drei Stimmen gegen eine – beschlossen, die Bitte an das Ministerium zu richten, dasselbe möge den Prorektor veranlassen, seine Maßregel gegen Schreiber zurückzunehmen – trotzdem Schwörer wiederholte, dass er dies nie tun werde, und implicite erklärte, eher abtreten zu wollen. Das Protokoll selbst wurde samt mehreren Separativvoten ebenfalls an das Ministerium mit der Bitte um baldige Entscheidung eingesandt.

Eine weitere Senatssitzung in dieser Sache wurde auf Wunsch und unter dem Vorsitz des Kurators am 20. Mai d. J. abgehalten. Die Verhandlungen finden sich wiederum fast wörtlich bei Buss a. a. O. S. 230 ff. abgedruckt. Durch Stimmenmehrheit (wieder v. Woringen, Stromeyer, Sengler gegen den Prorektor und Schleyer) wurde beschlossen, an das Ministerium d. I. den Antrag zu stellen, „Hochdasselbe möge verfügen, dass Herr Geistl. Rat Schreiber in seiner Stellung zu belassen und nur inskünftig keine Vorlesungen über religiöse Disziplinen an der Universität Freiburg zu halten befugt sey.“ Das Protokoll wurde wieder an das Ministerium abgeschickt, zugleich aber auch eine Eingabe der theologischen Fakultät „die Inhibirung der Vorlesungen des Herrn Schreiber betr.“ – Ein Ministerialerlass vom 23. Mai gebot dem Kurator, für die Einstellung der Vorlesungen Schreibers über Ethik in seiner Wohnung – wo derselbe sie abzuhalten gedachte – „unverzüglich“ zu sorgen. Und auch der nach Karlsruhe gesandte Entwurf der Vorlesungen für das nächste Semester (Winter 1845/46) wurde nur mit ausdrücklicher Ausnahme der


  1. Der Exprorektor (Stabel) fehlte.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXII. Hanstein, Bonn 1894, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXII_219.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)