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Eingeweihten nicht sagen, wie das Brauchen vorgenommen wird. Wer sich brauchen lassen will, muss fest an die Wirkung des Brauchens glauben, sonst findet er keine Hilfe.


2. Aus Mudau wird erzählt: Ich hab emol en beese Mund ghatt un do bin ich zu ere Fraa gange un do haw ich jeden Freitag kumme misse. Un do hotse mer dann so e Fettschwarte – si hot so gut groche, wi wanns gwiehe (geweiht) gwese wer – um dr Mund griwe un hot was derzu gsacht. Un ich hab die drai höschte Name sache misse. Un werklich is es bald vergange. Maiⁿ Vadder hot als iwer die Fraa gschimpft; wi awer emol saiⁿ Kuh krank worre is, do hot er die Fraa gholt. Un dann is di Kuh widder gsund worre un seiddem schimpft er nimmer driwwer.


3. Aus Niklashausen.

In Niklashausen wird bei verschiedenen Krankheiten noch immer das Brauchen angewendet. Es sind immer einige Frauen im Ort, die von ihren Müttern oder auch Großmüttern die Kunst des Brauchens gelernt haben. In kranken Augen vermutet man meistens eine „schwarze Blatter.“ Die Heilkünstlerin bläst dreimal ins Auge unter Anrufung der Dreieinigkeit, spricht einige Gebete und macht zum Schluss drei Kreuze über das Auge. Die ganze Geschichte muss „unberufe“ vor sich gehen – der Kranke soll keine Auskunft geben auf dem Wege von oder zu der „Braucherin“. Bei Krämpfen (Gichtern) der Kinder holt man auch manchmal beim glücklichen Besitzer eines Regenbogenschüsselchens ein solches, träufelt einige Tropfen Wasser darein und gibt es dem Kinde zu trinken.


ANHANG.
Haus- und Schutzbrief.[1]

Im Namen Gottes des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes. Amen. Christus im Oelgarten stille stand,


  1. Diesen Haus- und Schutzbrief verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Hauptlehrer Herrigel hier; der hat ihn einst in Eisingen bei Pforzheim von einer Bauersfrau abgeschrieben.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXIV. Hanstein, Bonn 1897, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXIV_021.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)