Seite:De Alemannia XXI 112.jpg

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Es ist ze dem ersten ze wissen, das Sant Werendraut von Düren sant Elsbeten tochter die was nit vollen neün jar alt, da sie in das closter kam, die was gar ein unschultiger reiner mensch von iren kintlichen tagen uncz an iren tod, auss genomen an demutikeit. Ein rechcz miltecz erbermdess hercz und gen allen menschen mit lautern herczen und gemut dinet sie unsern herrn stettiklichen all ir tag mit ganczem fleiss. Hiczige mynn und begird het sie zu got mit manigfaltigen tugenden. Und mit irem steten fleiss kam sie dar zu, das ir got grosse und uberflusse genad tet, der ich etliche hie ruren will. Man sol wissen, wer zu der genad Jubilus komen will, die disse aus genomen andechtige swester vil und dick werlich und offenlich hat gehabt, der muss genczlich frey sein herczen und gemutes von aller anhaftung zergencklicher ding, und muss haben gancze lautrikeit, die unvermengt sey. Diss het disse swester volkumenlich. Aber was die genad jubilus sey, das merkt. Es ist ein genad, die unmessig ist und als gross, das sie nyman versweigen mag, und das sie doch niemant volkumenlich gesagen kan an sussigkeit, die so uberflussig ist, das hercz, sel und gemut und alle die audern des menschen durch gossen werden mit unseglicher sussikeit so volicklichen, das nieman so zuchtig ist, der sich enthalten mug in diser genad. Volkummene mynne durch leuchtet in der genad mit gotlichem licht, das ist jubilus. Dar nach gen manigerley genad darein die hoch und mittlich sein in einem mer, in dem andern mynner. Sie kam auch dick zu der genad contemplativa. Die genad ist also, das des menschen synn auf geczogen sein in got wunderend und schauend in dem spigel der ewigkeit die gruntlosen wunder gotes, under weilen neigt[1] sich got wider in die sel, und fleusset in sie mit seiner genad. Denn ligt der mensch in gotlicher schauung, und ist ungewaltig sein selbs, und ligt ausswendig, als ob er tod sey. In diser geistlichen gotlichen schauung lag dise vil selige swester zu einem mal biss an den dritten tag, das sie nie einst zu ir selber kam, und nie essens enpeiss die weil. Wie heimlich got diser swester wer, und wie dick sie gocz werlich befund in irer sel, das kan ich nit ze worten bringen.

Sie was auch gar andechtig. das sie dick der samnung ze tisch dintt mit zu getonen augen, also was ir hercz auf geczogen in got. Sye und Sant Irmgart redten zu einem mal mit ein ander mit lauter stymm, das es vil pey nahet alle samnung horte, und was weder latein noch deütsch, und merckt niemant ein wort, was sie rette, wann das sie zwu allein an ein ander merckten in genaden. Doch zu einem urkund ir hohen unmessigen andacht und zu einer bewerung will ich diss schreiben, das disse vil selige swester ze einem mal stund ze metten in dem kor, und so es in der metten wirt, So hort sie einen hunt peylen. Da zu gab sie ir mercken,


  1. Hs. neigt neigt (!)
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_112.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)